Deutsch-Polnische Schulbuchkommission feiert Jubiläum
Die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Sie gehört zu den Erfolgsgeschichten der deutsch-polnischen Annäherung und ist eine bedeutsame Plattform des Dialogs zwischen Wissenschaftlern und Pädagogen beider Länder. Am 24. Mai findet die offizielle Festveranstaltung statt, die unter der Schirmherrschaft der Präsidenten beider Länder steht und in Kooperation mit der Deutschen und der Polnischen UNESCO-Kommission durchgeführt wird. Den Festvortrag wird Adam Michnik halten.
Mit dem Jubiläum blickt die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission auf 40 Jahre gelungenen Wissenschaftsdialog zurück. Auf Initiative der Deutschen und der Polnischen UNESCO-Kommission wurde die Schulbuchkommission 1972 ins Leben gerufen und war während des Kalten Krieges eine der wenigen Foren des geistigen Austauschs zwischen den beiden Nachbarländern. Die Schulbuchkommission verfolgte eine friedenspädagogische Zielsetzung und hat wesentlich zur Aussöhnung der beiden Länder und zum Abbau gegenseitiger Vorurteile zwischen Polen und Deutschen beigetragen. Von Beginn an unterstützte der Braunschweiger Historiker Georg Eckert das sensible Vorhaben – seitdem ist die Schulbuchkommission am Georg-Eckert-Institut beheimatet.
Forscher und Pädagogen aus Polen und Deutschland engagieren sich seit vier Jahrzehnten mit wissenschaftlich-didaktischen Empfehlungen und Analysen von Lehrwerken beider Länder für eine angemessene Darstellung der gemeinsamen Geschichte im Unterricht. Auch wenn sich die Bedingungen für die Schulbucharbeit geändert haben, ist sie nach wie vor hochaktuell – denn noch immer wissen deutsche Schüler wenig über die Geschichte Polens, und Deutsche wie Polen gedenken der Geschichte auf sehr unterschiedliche Weise. Die Schulbuchkommission leistet bis heute einen wichtigen Beitrag für die Zielsetzungen der UNESCO, für Toleranz und kulturelle Verständigung.
Festveranstaltung und Konferenz
Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Joachim Gauck und des Präsidenten der Republik Polen Bronisław Komorowski findet am 24. Mai ein hochrangiger Festakt statt. Rund 200 geladene Gäste aus Wissenschaft und Politik werden im Braunschweiger Altstadtrathaus erwartet – hier wurde vor 40 Jahren die Gründungsurkunde der Kommission unterzeichnet.
In Anwesenheit von Cornelia Pieper, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, und der polnischen Staatssekretärin Grażyna Maria Bernatowicz, dem Generalsekretär der Kultusministerkonferenz Udo Michallik, der Vizepräsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Dr. Verena Metze-Mangold und dem Generalsekretär der Polnischen UNESCO-Kommission Prof. Dr. Sławomir Ratajski wird Adam Michnik den Festvortrag halten. Michnik ist Chefredakteur der größten polnischen Zeitung „Gazeta Wyborcza“ und einer der bedeutendsten Intellektuellen Polens.
Umrahmt wird der Festakt von einer zweitägigen Tagung: Bei der 34. Deutsch-Polnischen Schulbuchkonferenz vom 24. bis 26. Mai 2012 diskutieren Wissenschaftler zum Thema „Religiöse und konfessionelle Räume in den deutsch-polnischen Beziehungen. Forschung und Darstellung im Unterricht“.
Startschuss für das „Deutsch-Polnische Geschichtsbuch“
Die Kommission ist auch einer der wichtigsten Akteure bei dem 2008 gestarteten Projekt eines gemeinsamen „Deutsch-Polnischen Geschichtsbuches“. Beide Seiten engagieren sich so, die geschichtlichen Erfahrungen des Nachbarlandes in der schulischen Vermittlung mit einfließen zu lassen und den Wissenschaftsdialog über historische Themen zu vertiefen. Ergebnis wird ein in beiden Sprachen erscheinendes, für den Geschichtsunterricht in den Schulen beider Länder verwendbares Werk sein. In Deutschland übernimmt der Universum-Verlag die Realisierung, in Polen der Verlag „Wydawnictwa Szkolne i Pedagogiczne WSiP“.
Das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI) erforscht Schulbücher aus kulturwissenschaftlich-historischer Perspektive und wirkt mit seinen vielfältigen Transfer- und Infrastrukturangeboten in die Bildungspraxis hinein. Seit Jahrzehnten ist es in Schulbuchkommissionen aktiv, die zum Kern der Arbeit des GEI gehören. Es arbeitet in bilateralen Schulbuchkommissionen mit Wissenschaftlern aus Frankreich, Tschechien, Israel und Polen zusammen.
Die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission wird koordiniert vom Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung und dem Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Die Festveranstaltung findet in Kooperation mit der Deutschen und der Polnischen UNESCO-Kommission statt. Die Arbeit der Schulbuchkommission wird gefördert durch das Auswärtige Amt. (Deutsche UNESCO-Kommission e.V.)
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