21. Juli 2012, Tschechien

Das „Unesco-Dorf“ Holašovic entdecken

Holašovice ist eines der malerischsten Dörfer Tschechiens. Es stellt das am besten erhaltene Beispiel für die südböhmische Architektur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – den so genannten Bauernbarock – dar. Die Rede ist dabei nicht von einem Freilichtmuseum, sondern von einer nach wie vor besiedelten Gemeinde, deren Bewohner ein normales Leben auf dem Land führen. Seit 1998, als Holašovice in die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes aufgenommen wurde, mussten sie sich freilich an das rege touristische Treiben hinter den Fenstern ihrer Häuser gewöhnen.

Weltweit einmalig
Im Dorf stehen insgesamt 23 denkmalgeschützte schmucke Gehöfte nebst Ställen, Scheunen, Stallungen, Altenteilen, Speichern, Toren und verschiedenen Einfriedungen. Insgesamt handelt es sich um 120 Gebäude, die ein abgeschlossenes Denkmalensemble bilden. Die Gehöfte sind rund um den Dorfplatz auf einer Fläche von 210 x 70 Metern verteilt, vor den meisten Häusern befindet sich ein kleiner Garten und darin eine Kolbenpumpe mit einem Holztrog. Diese Anordnung verleiht dem Anger eine einmalige Atmosphäre.

Traditionen, wohin man schaut
Jedes vorletzte Juliwochenende findet in Holašovice das Bauernfest “Selské slavnosti” statt, auf dem mehr als 230 traditionelle, aber auch weniger bekannte Handwerksarten aus Böhmen, Mähren und der Slowakei präsentiert werden. Im Haus mit der Hausnummer 6 findet man den Selský dvůr – ein Museum, in dem sich alles um das bäuerliche Leben dreht und über 250 Gegenstände zu sehen sind, die an die Bewirtschaftung auf dem Dorf bis Mitte des 20. Jahrhunderts erinnern. Ebenfalls willkommen sind Sie in der Keramikwerkstatt in der Nähe des historischen Dorfplatzes, wo schon seit Jahren Becher, Tee- und Kaffeeservices, Krüge, Schüsseln, aber auch dekorative Wandkacheln, Blumentöpfe und Gartenplastiken getöpfert werden. Und wer Gefallen am südböhmischen Bauernbarock gefunden hat, dem empfehlen wir per Fahrrad auf seinen Spuren zu wandeln, denn Dörfer mit Überresten dieser Architektur gibt es hier in Hülle und Fülle. In jedem Fall lohnt ein Aufstieg auf die Anhöhe hinter dem Dorf, von wo aus ein Kreis aus riesigen Steinen zu sehen ist (Stonehenge), der vor nicht allzu langer Zeit von Einheimischen aufgestellt wurde. Alle Steine stammen aus der Umgebung von Holašovice und sollen in der Anordnung „heilsame Kräfte“ besitzen. Das einzigartige Bauwerk bietet einen hübschen Rundblick.

Kleť – einfach zauberhaft
Einen noch interessanteren Blick auf die Landschaft hat man vom nahe gelegenen Kleť (Schöninger), mit 1 084 Metern Meereshöhe dem höchsten Berg im Blansker Wald (Blanský les). Der 20 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Gipfel des Berges ist das älteste steinerne Exemplar Böhmens, zu dessen Plattform 110 Stufen führen. Bei schönem Wetter kann man von hier einen Fernblick bis auf die Gipfel der Alpen genießen. Einhundert Jahre nach der Errichtung des Turms, im Jahr 1925, ist in seiner unmittelbarer Nachbarschaft eine Berghütte mit Pension und Gasthaus entstanden. Auf den Kleť führen mehrere Wanderwege, trainierte Radfahrer können auch per Fahrrad bis zum Gipfel gelangen. Wer sich die Anstrengung ersparen möchte, kann die Bergbahn nehmen. Die 1752 Meter Bahn befördert bereits seit 1961 Besucher in luftige Höhen. Ebenfalls einen Besuch wert ist die Sternwarte unter dem Gipfel, ein weiteres technisches Wahrzeichen des Kleť ist der 180 Meter hohe Fernsehturm.

Bei Budweiser Irrstein ist Vorsicht geboten
Das Prunkstück von Budweis (České Budějovice) ist der historische Kern mit seinen vielen wertvollen sakralen und profanen Bauwerken. Der Platz ist einer der größten Stadtplätze Mitteleuropas und bildet ein nahezu perfektes Quadrat von 133 x 133 Metern. Inmitten des Platzes steht der barocke Samson-Brunnen, hierzulande die größte Anlage ihrer Art. Nur wenige Meter vom Brunnen wurde ein „Irrstein“ ins Pflaster eingelassen. Wer den Stein nachts nach 10 Uhr nichts Böses ahnend überschreitet, findet nicht mehr den Weg nach Hause zurück, heißt es der Sage nach. Ebenfalls einmalig sind das barocke Rathaus sowie die Arkaden rund um den Platz. Der nahe gelegene Schwarze Turm mit einer Plattform in Höhe von 46 Metern lohnt den Aufstieg. Budweis ist bekannt für sein gutes Bier, das legendäre Budvar wird hier bereits seit mehr als 700 Jahren gebraut. Einen guten Schmaus gibt es im berühmten Gasthaus „Masné krámy“ (zu Deutsch Fleischbänke), das in einem niedrigen, lang gezogenen Eckgebäude zu finden ist, das einst zum Verkauf von Fleisch und Brot diente.

Romantik im Schloss
Etwa elf Kilometer nördlich von Budweis entfernt erhebt sich über dem Moldautal und dem Budweiser Becken eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Südböhmens – Schloss Hluboká. Es handelt sich um eines der bedeutendsten neugotischen Bauwerke Tschechiens, dem das englische Königsschloss Windsor Modell gestanden hat. Zum Schloss gehört ein weitläufiger englischer Park mit zahlreichen wertvollen Gehölzen und Spazierwegen. Mit seinen 140 Gemächern und 11 Türmen bietet Hluboká mehrere Varianten für Besichtigungstouren. Das Schloss ist das ganze Jahr über zugänglich und erfreut sich heute großer Beliebtheit unter Brautpaaren, die sich hier das Jawort geben.

ZOO Ohrada – rettet den Fischotter
Der zoologische Garten grenzt direkt an das Jagdschloss Ohrada am Ufer des Teiches Munický rybník mit einer Allee alter Eichenbäume und einer Aussicht auf Schloss Hluboká. Der kleinste ZOO Tschechiens zählt zu den ältesten Tiergärten des Landes, das 1939 seine Tore für die Öffentlichkeit öffnete. Zu sehen sind hier über 150 Tierarten, die meisten sind in der Natur Europas und den gemäßigten Zonen Asiens beheimatet. Doch auch Vertreter exotischer Tierarten dürfen natürlich nicht fehlen. Besondere Erwähnung verdient die Haltung des Fischotters in geräumigen verglasten Becken. Es handelt sich um die einzige Otterart, die im Gebiet der Tschechischen Republik vorkommt.

Südböhmische Küche schmeckt
Bei Ihrer Reise durch Südböhmen sollten Sie nicht die gastronomischen Spezialitäten der Region vergessen. Südböhmen ist ein Land, das schon seit Jahrhunderten Fleisch und Fisch in Hülle und Fülle bietet. Eine typisch südböhmische Suppe verbirgt sich hinter dem Namen „Kulajda“, die aus Pilzen, Dill und pochierten Eiern zubereitet wird. Ebenfalls Tradition haben Kartoffelpuffer (Cmunda), Grüne Köße (Chlupaté knedlíky), Flößergulasch (Vorařský guláš) und Karpfengerichte. Die reiche südböhmische Küche zeichnet sich durch Einfachheit, Vielfalt aus und schmeckt. Mit etwas Glück können Sie an einem echt südböhmischen Schlachtfest teilnehmen, das heute einen festen Bestandteil traditioneller Veranstaltungen aller Art bilden. (Czech Tourism)



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