17. September 2012, USA

Artenschützer kritisieren Beluga-Importpläne für Georgia-Aquarium

Ein Aquarium im US-Bundesstaat Atlanta plant, 18 wild gefangene Belugas (Weißwale) aus Russland zu importieren. Artenschützer sind entsetzt. Die Organisation Pro Wildlife appelliert an die Regierungen beider Länder, den Import zu stoppen. Die Tiere stammen aus dem Ochotskischen Meer im Osten Russlands. „Bis Ende Oktober läuft ein Anhörungsverfahren der US-Regierung. Wir protestieren gegen diesen fragwürdigen Deal und hoffen, dass sich viele Menschen anschließen“, sagt Sandra Altherr von Pro Wildlife. Seit 2007 sind bereits vier Belugas im Georgia-Aquarium gestorben: „Nun soll Nachschub aus der Natur her, damit Besucher für teures Geld mit den gefangenen Walen schwimmen können.“

Wird der Importantrag genehmigt, wären diese 18 Belugas die ersten Wildfänge für amerikanische Delfinarien seit 20 Jahren. Derzeit hält das Georgia-Aquarium im US-Bundesstaat Atlanta vier Weißwale – seit 2007 sind vier Belugas dort gestorben, die Zucht der Tiere scheiterte kläglich. Mit einigen Wildfängen will das Georgia-Aquarium ein Schwimmprogramm mit Walen aufbauen, für 50 US-Dollar pro Ticket. Die restlichen Tiere sollen an andere Delfinarien ausgeliehen werden. „Diese Pläne haben weder etwas mit Wissenschaft noch mit Aufklärungsarbeit zu tun – womit solche Einrichtungen die Haltung von Walen und Delfinen rechtfertigen. Das ist Kommerz zu Lasten der Tiere“, so Altherr.

Belugas sind nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (englisch CITES) geschützt – deshalb müssen die US-Artenschutzbehörden vor einer Importgenehmigung unter anderem überprüfen, ob eine Naturentnahme den Wildbestand nicht gefährdet. Dafür fehlen jedoch grundlegende Daten: „Über den Beluga-Bestand im Ochotskischen Meer ist wenig bekannt, ebenso fehlen Zahlen, wie viele Tiere Russland dort jährlich fängt“, so die Pro Wildlife Sprecherin. „Für Delfinarien werden vor allem junge Weibchen bevorzugt – also Tiere, die für die Fortpflanzung und damit das langfristige Überleben der Gruppe besonders wichtig sind.“

„Delfine und Kleinwale sind für ein Leben in Gefangenschaft nicht geeignet“, sagt die Biologin Altherr. „Sie haben ein komplexes Sozialgefüge, leben im Familienverband und unternehmen weite Wanderungen im Meer. In Gefangenschaft ist all dies nicht möglich. Die hohe Sterblichkeitsrate in Delfinarien ist somit nicht überraschend. Das Georgia-Aquarium macht mit vier toten Belugas in nur fünf Jahren dabei keine Ausnahme.“ Ob das Aquarium mit dieser Todesserie den für die Einfuhr erforderlichen Nachweis seiner Expertise erbringen kann, ist aus Sicht von Pro Wildlife mehr als fraglich.

Die Protestaktion von Pro Wildlife ist zu finden unter www.prowildlife.de/protestaktion. Die US-Regierung hat bis zum 29. Oktober 2012 ein öffentliches Anhörungsverfahren eingerichtet, danach soll die Entscheidung über die Beluga-Importe aus Russland fallen. (Pro Wildlife)



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