16. Oktober 2012, Nordrhein-Westfalen

Imposante Architektur in Nordrhein-Westfalen

Sie tragen die renommiertesten Auszeichnungen der Welt und entwickeln sich zu neuen Landmarken ganzer Regionen: Werke weltberühmter Baumeister finden sich in Nordrhein-Westfalen in einer einzigartigen Vielfalt. Ob Gehry, Libeskind, Foster oder Chipperfield – so gut wie jeder Stararchitekt unserer Zeit hat in den Metropolen und auf dem Land, zwischen Teutoburger Wald und der Eifel zementierte Zeichen gesetzt.

Im Kölner Rheinauhafen, dem historischen Hafenquartier der Stadt, ist eine Flaniermeile entstanden, die eine moderne Facette der ältesten Großstadt Deutschlands zeigt. Das Viertel hat sich immer mehr zum Zentrum der Kreativen entwickelt, in dessen Mittelpunkt die „Kranhäuser“ stehen, die von dem bekannten Hamburger Architekten Hadi Teherani (Büro Bothe, Richter, Teherani) entworfen wurden. Der Name spielt auf die Form der jeweils 60 Meter hohen Gebäude an, die an Lastkräne erinnern. Alt und neu gehen im Rheinauhafen an vielen Stellen eine Verbindung ein: So wurde zum Beispiel der ehemalige Kornspeicher des Hafenviertels mit seinen spitzen Hausgiebeln behutsam in ein schickes Wohn- und Bürohaus verwandelt (www.rheinauhafen-koeln.de). Eine weitere architektonische Glanzleistung ist das Kölner Diözesanmuseum Kolumba, das seit September 2007 in einem Neubau des Schweizer Architekten Peter Zumthor beheimatet ist. In das neue Gebäude wurde die Ruine der ursprünglich romanischen Kirche St. Kolumba integriert, die 1945 schwer von Bomben zerstört worden war. Es überwölbt außerdem die vom Architekten Gottfried Böhm geschaffene Kapelle „Madonna in den Trümmern“ sowie ein offenes Ausgrabungsgelände mit gotischen, romanischen, merowingischen und römischen Spuren aus rund 2.000 Jahren europäischer Baugeschichte (www.kolumba.de).

Glas, Stahl und Spampfbeton
Auch jenseits der Kölner Stadtmauern hat Peter Zumthor gewirkt: In Mechernich-Wachendorf ragt die von dem renommierten Schweizer Architekt entworfene Bruder Klaus Kapelle in den Himmel über der Eifel. Der von außen minimalistisch wirkende fensterlose Turmbau ist nach alter Handwerkstradition der Region entstanden. So wurde für den Bau eine zeltförmige Konstruktion aus 112 Fichtenstämmen errichtet, um die der Kapellenkörper aus Stampfbeton geschichtet wurde. Im Inneren ist deutlich die Struktur der Fichtenstämme zu erkennen. Der Raum ist nach oben offen, er lässt in den Himmel blicken, aber auch Licht und Regen in den ansonsten dunklen Raum fallen (www.feldkapelle.de).

Noch weiter ragt der Post-Tower in Bonn in den Himmel: Die rund 160 Meter hohe Konzernzentrale der Deutschen Post AG ist mit vierzig Obergeschossen das höchste Gebäude Nordrhein-Westfalens. Der deutsch-amerikanische Architekt Helmut Jahn hat den Büroturm, der aus einer doppelten Fassade besteht, aus Glas und Stahl nach ökologischen Kriterien gestaltet. Bei Einbruch der Dunkelheit machen 2.000 Fassadenleuchten und 100 Strahler aus dem Post-Tower ein Licht-Kunstwerk (www.dp-dhl.com). In den Bonner Stadtteilen Oberkassel und Ramersdorf ist auf dem Gelände einer einstigen Zementfabrik ein moderner Ortsteil mit Bürokomplexen entstanden. In diesem „Bonner Bogen“ findet sich mit dem „Kameha Grand Bonn“ ein mehrfach prämiertes Luxus- und Lifestyle-Hotel, dessen an neobarocke Formen angelehntes Innendesign von dem international bekannten Designer Marcel Wanders gestaltet wurde. Auch die extravagante äußere Form des Hotels zieht jeden Blick auf sich, während es aus seinen Fenstern heraus die Sicht freigibt über das Bonner Rheintal bis weit hinein ins Siebengebirge (www.bonnvisio.com; www.kamehagrand.com).

Drei Mal Frank O. Gehry
Rund und schief, metallisch glänzend oder backstein-rot – wie eine riesige Skulptur wirken die futuristischen Gehry-Bauten im Düsseldorfer Medienhafen (www.duesseldorf-tourismus.de). Sie sind längst zum Wahrzeichen der Landeshauptstadt und zum Fotomotiv von so gut wie jedem Besucher geworden. Zum Werk des US-amerikanischen Architekten Frank O. Gehry gehören im Teutoburger Wald auch das vergleichsweise kleine Energieforum der Elektrizitätswerke Minden-Ravensburg in Bad Oeynhausen, das 2011 zur besten Tagungslocation Deutschlands gekürt wurde (www.energie-forum.de) sowie das Museum MARTa Herford. Dessen Name setzt sich aus „M“ für Möbel, „ART“ für Kunst und „a“ für Architektur und Ambiente zusammen (www.marta-herford.de).

Neben dem MARTa Herford gibt es viele weitere sehenswerte Zeugnisse der Baukunst in NRW, die mit Sammlungen und Ausstellungen gleich einen zweifachen Grund für einen Besuch liefern: In Krefeld etwa zeigen die von Ludwig Mies van der Rohe entworfenen benachbarten Gebäude Haus Lange und Haus Esters wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Das Villenensemble zählt zu den architektonischen Glanzlichtern des Neuen Bauens in Deutschland. Mies van der Rohe, der in Aachen geboren wurde, hatte die Backsteinvillen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Wohnhäuser für die Familien zweier Seidenfabrikanten geplant (www.kunstmuseenkrefeld.de).

Licht fällt durch 134 Fenster
Das Museum Folkwang in Essen hat sich insbesondere mit seiner Sammlung der Klassischen Moderne einen Namen gemacht – und 2008 durch einen Erweiterungsbau aus der Hand des renommierten Architekten David Chipperfield weltweit Aufmerksamkeit erregt. Innenhöfe und Fenster in den drei rechteckigen Ausstellungstrakten erleichtern die Orientierung und sorgen sowohl für spannende Durchblicke als auch für viel Tageslicht (www.museum-folkwang.de). Wenige Kilometer entfernt bietet der SANAA-Kubus auf dem Gelände des Weltkulturerbes Zollverein jungen Künstlern einen entsprechenden Rahmen für ihre Arbeit: Das Gebäude, das für Veranstaltungen und Ausstellungen gemietet werden kann, wird auch von der Folkwang Universität der Künste genutzt. Die Architekten des japanischen Büros SANAA Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa haben im Kulturhauptstadtjahr 2010 unter anderem für dieses Werk den Pritzker-Preis erhalten, die weltweit höchste Auszeichnung für Architekten. Einzigartig ist die innere Struktur, die aus fünf Ebenen mit jeweils unterschiedlichen Raumhöhen besteht. Die 134 Fensteröffnungen erscheinen wie zufällig angeordnet, sind jedoch genau auf die Lichtsituation im Inneren abgestimmt. Von innen ergeben die Blicke durch die großen Fenster in die Umgebung fast malerische Motive der alten Industriekulisse (www.zollverein.de).

Im Duisburger Innenhafen steht mit dem MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst eines der größten deutschen Privatmuseen. Die moderne Baukunst des weltberühmten Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron trifft hier auf Industriekultur. Im Innern ist eine Sammlung deutscher Kunst von den 1950ern bis heute zu sehen, mit Werken von Anselm Kiefer bis Gerhard Richter (www.museum-kueppersmuehle.de). Der Aufsatz eines Erweiterungsbaus auf die beiden großen Silos des MKM, ebenfalls aus der Feder von Jacques Herzog und Pierre de Meuron, ist in der Planung und lässt noch einige Jahre auf sich warten.

Pritzker-Preisträger und Premieren
Mit dem Haus der Langen Foundation auf der Museumsinsel Hombroich in Neuss hat der japanische Stararchitekt Tadao Ando eine erstklassige Adresse für Ausstellungen und Veranstaltungen am Niederrhein geschaffen. Andos Architektur ist geprägt von Glas, Beton und Stahl. Charakteristisch für viele Bauten des Pritzker-Preisträgers ist die sichtbare Struktur der verbauten Schaltafeln aus geglättetem Beton. Sie ergeben zusammen mit den Löchern der Schalungsanker ein markantes Bild (www.langenfoundation.de).

Der New Yorker Stararchitekt Daniel Libeskind konnte 2009 im Münsterland eine Premiere feiern: Bei der sogenannten Libeskind-Villa in Datteln handelt es sich um das erste Wohnhaus des gebürtigen Polen. Es ist der Prototyp eines zukünftigen Wohnhauses, das es weltweit nur 30 Mal geben wird. Spitze und stumpfe Winkel, schräge und senkrechte Wände, ineinander geschachtelte Bauteile und fließende Raumübergänge lassen das Gebäude wirken wie einen aus dem Boden gewachsenen Kristall. Es dient als Empfangsgebäude der Rheinzink GmbH (www.folge-der-idee.de).

Die Entstehung eines weiteren Libeskind-Projekts lässt sich zurzeit in Düsseldorf verfolgen: Der Architekt liefert die Pläne für das Gebäude des Kö-Bogens am Düsseldorfer Hofgarten. Kennzeichnend für seinen Entwurf ist eine Fassade aus Glas und weißem Naturstein. Als „Spiegel des Hofgartens“ bilden die Gebäudeteile mit ihren begrünten Fassaden und Dächern einen Übergang zwischen Stadt und Natur. Am 21. September 2012 wurde auf der Baustelle in Anwesenheit von Daniel Libeskind bereits das Richtfest gefeiert, im Oktober 2013 soll es fertig sein. Insgesamt stehen dann in den beiden Gebäudeteilen „Hofgarten“ und „Königsallee“ 14.000 Quadratmeter Büroflächen, 1.000 Quadratmeter für Gastronomie und 14.000 Quadratmeter für Einzelhandel zur Verfügung (www.duesseldorf.de).

Münster: Altstadt mit modernen Akzenten
Auch in Münster wird mit Aufsehen erregender Architektur weiter am neuen Stadtbild gearbeitet. Architekt Volker Staab aus Berlin realisiert hier in der Nähe zum Dom den An- und Neubau des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, das im Frühjahr 2014 eröffnet werden soll. Große Fensterflächen soll die Blicke von beiden Seiten öffnen, mit Sandsteinfassaden nach außen und Sichtbetonfassaden zu den Hofflächen im Inneren wird es sich scharfkantig in die Umgebung einpassen (www.lwl.org). Wie das in der historischen Altstadt Münsters vorbildlich geschieht, zeigt bereits die Diözesanbibliothek, die größte theologische Spezialbibliothek nördlich der Alpen. Entworfen von dem Schweizer Architekten Max Dudler erinnern die beiden langgestreckten Gebäudekuben an ein Bücherregal und bieten den Passanten seit der Eröffnung 2005 mit fast 1000 gleichförmigen Fenstern in der für Münster typischen Sandsteinfassade ein fast abstraktes Bild (www.maxdudler.com).

An ein Schiff erinnert die Form der Stadthalle Bielefeld. Vom Hamburger Architekturbüro Gerkan, Marg & Partner in einer markanten weißen Dampferstruktur im Stadtzentrum erbaut, schiebt das Gebäude mit seinem halbkreisförmigen Bug zur Innenstadt zeigend einige Erdwellen vor sich her. Große Glasfassaden öffnen den Blick zu den innen liegenden Foyers und Galerien. Als Erweiterung der Stadthalle wurde im September 2010 direkt nebenan die neue Ausstellungs- und Veranstaltungshalle eingeweiht. Den Anbau mit halbkreisförmiger Schalenkonstruktion hat ebenfalls das Büro des renommierten deutschen Architekten Meinhard von Gerkan entworfen. Das „Beiboot“ der Stadthalle bietet hervorragende Möglichkeiten, das Veranstaltungsportfolio der eigentlichen Stadthalle zu ergänzen (www.stadthalle-bielefeld.de ). Längst zum Wahrzeichen Bielefelds geworden ist die Kunsthalle Bielefeld. Das würfelförmige Gebäude aus rotem Mainsandstein innerhalb des Skulpturenparks des Museums wurde 1968 eingeweiht. Es ist der einzige europäische Museumsbau des amerikanischen Architekten Philip Johnson, der, übrigens ehemaliger Mitarbeiter der Baumeister-Legende Ludwig Mies van der Rohe, auch die Architekturabteilung am New Yorker Museum of Modern Art aufgebaut hat (www.kunsthalle-bielefeld.de).

In Paderborn haben die rekonstruierte ottonisch-salische Kaiserpfalz und das erzbischöfliche Diözesanmuseum architektonisch auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. So unterschiedlich sie auch aussehen, beide Gebäude wurden vom Kölner Architekten Gottfried Böhm geplant und gebaut, der 1986 als bislang einziger Deutscher mit dem international renommierten Pritzker-Architektur-Preis ausgezeichnet wurde (www.dioezesanmuseum-paderborn.de). (NRW-Tournews)



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