Arnsberg zur lebenswerten Stadt gekürt
Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und die Stiftung „Lebendige Stadt“ haben heute (14.11.2012) die Stadt Arnsberg für die Renaturierung der Ruhr im Stadtgebiet ausgezeichnet. Arnsberg hatte das Projekt im Wettbewerb „Lebenswerte Stadt – Natur und städtisches Leben ohne Widerspruch“ eingereicht und konnte sich neben fünf weiteren Projekten gegen 154 Vorschläge aus ganz Deutschland durchsetzen. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld der Stiftung „Lebendige Stadt“ in Höhe von 3.000 Euro verbunden.
„Mit dem Wettbewerb möchten wir verdeutlichen, dass sich eine sinnvolle Grünflächenplanung und -gestaltung nicht nur positiv auf die ökologischen Ziele einer integrierten Siedlungs- und Städtebaupolitik auswirkt, sondern auch unschätzbaren Wert für Mensch und Wirtschaft hat“, so Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Lebendige Stadt“. Vertreterinnen und Vertreter der DUH und der Expertenjury besuchen die sechs Gewinner des Wettbewerbs innerhalb der nächsten Wochen, um die Projekte vor Ort zu begutachten. Im Frühjahr 2013 gibt die Jury dann in Leipzig den Gesamtsieger bekannt, der ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro erhält.
Jahrzehntelang floss die Ruhr in einem begradigten Flussbett durch Arnsberg und bot dabei kaum Möglichkeiten zur Naherholung. Bei der Bevölkerung geriet der Fluss zunehmend in Vergessenheit und kehrte nur bei Hochwasser regelmäßig ins Bewusstsein der Menschen zurück. Der Hochwasserschutz und die Vorgaben der Europäischen Union zur Qualität von Fließgewässern gaben schließlich den Anstoß für die umfassende Renaturierung der Ruhr, die Arnsberg seit 2003 mit großem Aufwand durchführt.
„In den letzten 10 Jahren ist die Ruhr zu einem faszinierenden Naherholungsgebiet mitten in der Stadt geworden und ist nun wieder fester und viel geschätzter Bestandteil des Stadtbildes“, sagte der Arnsberger Bürgermeister Hans-Josef Vogel in seiner Begrüßung vor Ort. Die Ruhr und ihre Zuflüsse fließen heute auf einer Strecke von mehr als zehn Kilometern Länge über weite Schotterflächen oder schlängeln sich durch idyllische Flussauen. Mitten in der Stadt kann sich die Ruhr eigendynamisch entwickeln und kleine Inseln und Nebenarme ausbilden.
„Diese Vielfalt an Lebensräumen für Tiere und Pflanzen ist in unseren Städten kaum noch zu finden. Mit der Flussrenaturierung in dieser Größenordnung leistet Arnsberg einen unschätzbaren Beitrag zum Naturschutz und zur Lebensqualität von Bürgerinnen und Bürgern“, erklärt Prof. Harald Kächele, Vorstandsvorsitzender der DUH. Nach Auszeichnungen als „seniorenfreundlichste Stadt“ durch die Stiftung „Lebendige Stadt“ (2010) und der Ehrung für die Bürgergärten durch das Bundesbauministerium (2012), ist der Titel „Lebenswerte Stadt“ der dritte Preis für Arnsberg, das sich mit kreativen Lösungen für ein lebenswertes Wohnumfeld einsetzt.
Die Beteiligten in der Stadt waren selbst darüber überrascht, wie stark das Interesse der Bürger an „ihrer“ Ruhr mittlerweile ausgeprägt ist: „Von eigenständigen Renaturierungsmaßnahmen der hiesigen Angelvereine über Projekte mit Schulen in Ruhrnähe sowie Kooperationen mit Künstlergruppen existieren viele unterschiedliche Formen bürgerschaftlichen Engagements, die sich um das Thema „Leben am Fluss“ drehen“, erklärt Gotthard Scheja, Leiter des städtischen Umweltbüros. „Es ist deutlich zu sehen, dass sich die Bürger immer mehr mit der Ruhr identifizieren und in positiver und kreativer Weise auseinandersetzen.“
Weitere Informationen zum Wettbewerb und zur Arnsberger Ruhrrenaturierung finden Sie im Internet unter www.duh.de/lebenswertestadt.html. Hier stehen ab 14. November 2012 um 18:00 Uhr Bilder von der Auszeichnung in Arnsberg zum Herunterladen bereit.
Hintergrund: Der Kommunalwettbewerb „Lebenswerte Stadt“ steht unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Dr. Peter Ramsauer und soll verdeutlichen, dass zu einer ausgewogenen kommunalen Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungspolitik eine kluge und bürgernahe Grünflächenplanung gehört und die Bürger vielfältig davon profitieren. Grünflächen innerhalb eines innerstädtischen Quartiers haben zahlreiche positive Effekte: Sie bieten Raum für Erholung und sportliche Betätigung, bringen Kühlung, leisten einen wichtigen Beitrag für die Luftreinigung, sind Orte der Begegnung und Identifikation sowie unschätzbare Spielplätze für Kinder. Und nicht zuletzt hat das urbane Grün eine immense Bedeutung für den Natur- und Artenschutz: Durch die Zerschneidung der freien Landschaft und intensive Bewirtschaftung sind die urbanen Räume in Mitteleuropa inzwischen zu den Hotspots der Artenvielfalt geworden und spielen eine herausragende Rolle in der Erreichung der Ziele der Europäischen Kommission, bis 2020 den anhaltenden Artenverlust innerhalb der EU-Mitgliedstaaten zu stoppen. Mit dem Wettbewerb „Lebenswerte Stadt“ tragen Deutsche Umwelthilfe und Stiftung „Lebendige Stadt“ das Thema der ökologischen Stadtentwicklung deutschlandweit an mehr als 20.000 politische Entscheidungsträger und Experten auf kommunaler Ebene heran. Die Verleihungsfeier findet im Frühjahr 2013 in Leipzig statt. Das Gesamtpreisgeld von 30.000 Euro stiftet die Stiftung „Lebendige Stadt“.
Die Expertenjury:
– Christa Böhme, Deutsches Institut für Urbanistik
– Gerhard Fuchs, Stiftung „Lebendige Stadt“
– Dr. Manfred Fuhrich, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
– Ute Kreienmeier, Deutscher Städte- und Gemeindebund
– Prof. Dr. Frank Lohrberg, RWTH Aachen
– Prof. Dr. Dittmar Machule, Stiftung „Lebendige Stadt“
– Robert Spreter, Deutsche Umwelthilfe e.V.
– Axel Welge, Deutscher Städtetag
– Peter Werner, Kompetenznetzwerk Stadtökologie – CONTUREC
– Albert Wotke, Deutsche Umwelthilfe e.V.
(DUH)
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