9. Dezember 2012, Sylt

Die Sylter Silhouette auf deutschen Autos

Sylt ist eine Insel mit klaren Konturen, seine Silhouette ist bekannt – nicht zuletzt weil Sylt-Fans mit Aufklebern gerne ihre Leidenschaft zeigen. Eine Investition, von der Fans lange etwas haben. Denn trotz der Einflüsse von Wind und Wasser bleibt Sylt in Form.

Er ist einer der beliebtesten Aufkleber Deutschlands – auf tausenden von Autos macht sich die Sylter Silhouette täglich auf den Weg über deutsche Straßen. Kaum ein Tag, an dem Autofahrern nicht die Umrisse der beliebten Ferieninsel vor Augen geführt werden. Dabei ist der schmale, langgezogene Aufkleber gar nicht geeignet, um größere Lackschäden zu überdecken. Hier ist die Form eindeutig wichtiger als die Funktion. Der Sylt-Aufkleber wurde in den 60er-Jahren erfunden. Der Umriss war zunächst eine Art Geheimzeichen, an dem sich Sylt-Fans gegenseitig erkennen sollten. Andere Inseln und Regionen ahmten ihn nach – allerdings ohne großen Erfolg. Schießlich hat nicht jeder eine so markante Figur wie Sylt.

Ein dicker Bauch in der Mitte, oben und unten zwei dünne Spitzen: „In der Mitte liegen drei Kerne, die durch die Eindeichung des Watts miteinander verbunden wurden und heute die Insel darstellen“, erklärt der Sylter Geologe Dr. Ekkehard Klatt, der für Besucher der Insel regelmäßig Führungen durchführt. „Diese Spitzen nennt der Geologe Nehrungshaken.“ Und die entstehen so: Der Sand an der Westküste wird durch Flut- und Ebbeströmung vom Kern aus nach Nord und Süd verlagert. Aus den Kliffs wird Sand herausgespült, der die Verluste an den Nehrungshaken wieder ausgleicht. Und das schon seit langem, was der Insel ihre langgezogene Form verleiht.

Böse Zungen behaupten, alljährlich im Frühjahr, wenn die Herbst- und Winterstürme an der Insel genagt haben, müssten Sylt-Fans ihren Autos mit einem feinen Messer zu Leibe rücken, um die Form des Sylt-Aufklebers den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Tatsächlich verliert die Insel jedes Jahr Sand ans Meer. Denn hier trifft die Nordsee unmittelbar auf die Westküste der Insel – kein Watt und keine weiteren Inseln legen sich schützend vor die Sylter Strände. Wind und Wellen machen der Nordseeinsel seit Jahrhunderten zu schaffen. Mit Sandaufspülungen wird seit 1983 entgegengewirkt. Etwa eine Million Kubikmeter Sand werden seitdem auf Sylt jedes Jahr im Schnitt aufgespült. „In knapp 30 Jahren hat man damit gewaltige Erfolge erzielt“, erklärt der Geologe Arfst Hinrichsen vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN). „Das Meer trägt jedes Jahr etwa eine Million Kubikmeter Sand ab, der Mensch holt ihn sich wieder zurück.“ Das Prinzip ist einfach und kann alljährlich zwischen April und Oktober beobachtet werden: Lange Rohre transportieren ein Gemisch aus Sand und Wasser aus dem Meer an den Strand, Bagger verteilen den Sand auf etwa 7,7 Kilometern Länge. Nach Abschluss der Arbeiten im Frühherbst werden aus einem Flugzeug heraus so genannte Laserscans vorgenommen und der Zustand der Küsten ermittelt.

Ob nun mit Küstenschutz oder ohne: Die Geologen sind zuversichtlich, dass die Sylter Silhouette deutlich länger in Form bleiben wird als jedes Kraftfahrzeug, auf dem Sylt-Fans ihre Leidenschaft präsentieren. „Sicherlich wird irgendwann der letzte Sand versunken und umverteilt sein“, so Klatt. „Die Sandhaken, die Sandbänke und das Wattenmeer erhalten dann keinen Nachschub mehr. Auseinanderbrechen wird die Insel zwar nicht, doch Sylt und das Wattenmeer werden verschwinden. Allerdings erst in etwa 2000 bis 3000 Jahren.” (Sylt Marketing GmbH)



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