15. Januar 2013, Polen

In Polen mit der Pferdekutsche zum Karneval

Nicht nur am Rhein sind die Narren unterwegs. Auch in Polen weiß man die fünfte Jahreszeit ordentlich zu feiern. Zwar geht es dort nicht so laut zu, dafür genauso bunt und fantasievoll. Authentische Karnevalstraditionen können Besucher besonders in ländlichen Gegenden erleben, wie in den Gebirgsregionen im Süden, in den Dörfern Masowiens oder in der Kaschubei. Wer es etwas mondäner möchte, dem sei ein Besuch in der Krakauer Oper und der Danziger Ostseephilharmonie empfohlen. Einige Hotels veranstalten Maskenbälle.

Der Karneval hat in Polen eine jahrhundertealte Geschichte. An den Höfen fanden prachtvolle Maskenbälle statt, auf dem Land feierten die einfachen Leute die Wochen vor der Fastenzeit mit nahrhaften Speisen, Tanz und Gesang. Christliche Formen vermischten sich mit altpolnischen und urslawischen Bräuchen. Am eindrucksvollsten erhalten sind polnische Karnevalstraditionen heute noch auf dem Lande. Die bekannteste Faschingsveranstaltung des Landes findet in der kleinen Tatra-Gemeinde Bukowina Tatrzańska, unweit von Polens Winterhauptstadt Zakopane, statt. Vom 6. bis 10. Februar wird dort der 41. Góralen-Karneval gefeiert.

Ein Höhepunkt in Bukowina Tatrzańska ist der traditionelle Karnevalsumzug am 6. Februar. Narren in bunten Kostümen mit furchteinflößenden Masken belagern dann die Straßen und fordern Wegezoll von den durchfahrenden Autos, Sternensinger und Tanzgruppen geben ihre Kunst zum Besten. Echte Góralen, wie die Bergbewohner dort heißen, werfen sich dann in ihre traditionelle Feiertagstracht und tanzen den Taniec Zbójnicki, den Räubertanz. Der mit Beilen ausgeführte Tanz ist ein Relikt der wilden Vergangenheit der Góralen. Als nomadisierende Hirten standen sie in früheren Jahrhunderten häufig in Konflikt mit der Obrigkeit.

Geblieben sind den Góralen bis heute ihr Stolz, ihr eigenständiges Denken und ein reicher Schatz an Traditionen. Besonders schön sind die Tanz- und Gesangsvorstellungen, die das wichtigste Element der Veranstaltung darstellen. Jährlich nehmen rund 60 Sternsingergruppen, 70 Tanzpaare und 50 Tanzgruppen an den Wettbewerben teil. Zum Abschluss gibt es ein Pferdeschlittenrennen und ein Wettschießen. Der Góralen-Karneval wird seit 1973 vom Kulturzentrum „Dom Ludowy“ in Bukowina Tatrzańska organisiert.

Einige der dortigen Traditionen findet man zur Karnevalszeit auch in anderen polnischen Regionen wieder. So beispielsweise das Umherfahren auf Kumoterki. In früheren Zeiten dienten diese großen Pferdeschlittengespanne dazu, dass sich die weit verstreuten Familien gegenseitig besuchen und miteinander feiern konnten. Heute werden Ausflüge mit leckerer Verköstigung angeboten und es finden Wettrennen statt. Spezielle Angebote für Touristen gibt es überall dort, wo auch der Karneval gefeiert wird.

Zu den wichtigsten Elementen des Karnevals gehört das gemeinsame Essen. In früheren Zeiten ging es darum, rechtzeitig vor dem Beginn der Fastenzeit viel Fleisch und fette Speisen zu sich zu nehmen. In ganz Polen verbreitet sind die Pączki. Das bei uns als Pfannkuchen, Berliner oder auch Krapfen bekannte Schmalzgebäck heißt bei den pommerschen Kaschuben Purcli. Im polnischen Norden backt man aus Pfannkuchenresten am Aschermittwoch den sogenannten Popielnik, was wörtlich übersetzt Aschkasten bedeutet. Fast jedes kaschubische Dorf und jede kaschubische Gemeinde feiert auch heute noch den traditionellen Karneval, der oftmals noch altpolnisch „Zapusty“ genannt wird.

Einen festen Punkt im kaschubischen wie auch polnischen Karneval bilden bis heute die Sternsinger. Engel, Tod und Teufel, Bauer, Jude und Edelmann werden lebendig und ziehen von Haus zu Haus, um gegen einen kleinen Obolus Gottes Segen für die Hausherren zu erbitten. Große Sternsingerspiele finden sowohl in Bukowina Tatrzańska als auch in der Region um Ciechanów statt. Das dortige Museum des masowischen Adels organisiert seit 1981 an wechselnden Orten die Masowische Fastnacht. Die teilnehmenden Gruppen laufen in einer bunten Parade durch malerische Dörfer und Kleinstädte und liefern sich anschließend einen Sängerwettstreit.

Weniger volkstümlich geht es in den Musiktheatern des Landes zu. So lädt die Krakauer Oper am 12. Februar zum Faschingskonzert „Ostatki ze Straussem“ ein, bei dem Melodien des Wiener Walzerkönigs und anderer bedeutender Komponisten erklingen. Während der Konzertpausen werden süße Spezialitäten gereicht und nach Vorstellungsschluss können Besucher im Opernrestaurant tafeln und tanzen bis der Morgen graut. Auch die Danziger Ostseephilharmonie lädt zum Karnevalsvergnügen ein. Höhepunkt ist der Danziger Ball „Tanzender Karneval“ am 9. Februar. Im Konzertsaal auf der Insel Ołowianka (Bleihofinsel) erwartet die Gäste zunächst ein Konzert mit den größten Hits der Filmmusik und Musicals. Anschließend darf man auch dort bei einem Glas Sekt zu Livemusik das Tanzbein schwingen.

Wer sich selbst gerne verkleidet, für den ist ein Aufenthalt in einem polnischen Hotel zur Karnevalszeit genau das Richtige. Viele Häuser veranstalten zur fünften Jahreszeit Maskenbälle oder Tanzabende. So beispielsweise das 3-Sterne-Hotel Kazimierz im gleichnamigen Stadtviertel von Kraków (Krakau). Dort steht der Karneval 2013 ganz im Zeichen der tschechischen Kultserie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“. Auch das in der Woiwodschaft Wielkopolskie (Großpolen) gelegene 4-Sterne-Hotel Pałac Wąsowo lockt mit einem besonderen Angebot. Dort findet am 9. Februar der 2. Karnevals- und Valentinsball mit Vier-Gänge-Menü, kaltem Buffet und Livemusik statt.

Informationen:
Infos zu Bukowina Tatrzańska unter www.bukowinatatrzanska.pl und zum Museum des Masowischen Adels in Ciechanów unter www.muzeumciechanow.pl Das Programm der Krakauer Oper findet sich unter www.opera.krakow.pl und das der Ostseephilharmonie unter www.filharmonia.gda.pl Die Homepage des Hotels Kazimierz lautet www.hk.com.pl und die des Hotels Pałac Wąsowo www.wasowo.pl Allgemeine Auskünfte über Reisen nach Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel (FVA Polen)



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