27. Januar 2013, Thurgau

Groppenfasnacht: In Ermatingen sind die Narren los

Wenn andernorts längst der letzte Narrenbaum gefällt ist, fängt in Ermatingen die närrische Zeit erst richtig an. Das Fischerdorf am Schweizer Ufer des Bodensees begeht alle drei Jahre, drei Wochen vor Ostern, die Groppenfasnacht. Dieses Jahr ist es wieder soweit: Am Sonntag, 10. März 2013, wird der Gropp als überdimensionierte Fischfigur mit kleinem, goldenem Krönchen durchs Dorf gezogen. Ihm folgen stolze Fischer, allerlei Seeungeheuer und Schilfhexen, Frösche und Zwerge. Dazwischen pauken und trompeten Guggenmusiken. Bis zu 35 Gruppen treten bei der Ermatinger Groppenfasnacht auf, rund 1.500 Narren treiben ihre Späße und Tausende beobachten das Schauspiel. Frühlingshaft oder satirisch geschmückte Wagen folgen dem Tross. Ein Spektakel für alle, die vom bunten Treiben nie genug kriegen können – oder Fasnacht verpasst haben.

Die Ermatinger Narren berufen sich zu ihrer Legitimation auf gleich zwei Kirchenfürsten: Papst Johannes XXIII. soll das Fest erlaubt haben, weil die Ermatinger ihn auf der Flucht während des Konstanzer Konzils im Jahr 1415 mit einem leckeren Groppengericht bewirtet haben. Papst Martin V., Johannes in Konstanz gewählter Nachfolger, habe ebenfalls seinen Segen gegeben. Auch ein Bischof, der sich aus Seenot in den Ermatinger Hafen gerettet haben soll, wird zitiert. Wahrscheinlicher ist, dass die kirchlichen Würdenträger einem längst praktizierten heidnischen Brauch ihren Segen gegeben haben. So war die Groppenfasnacht wohl ursprünglich ein altgermanisches Frühlingsfest der Fischer am südlichen Bodenseeufer, das den ersten Fang des Jahres feierte. Detaillierte Aufzeichnungen zur Groppenfasnacht gibt es ab Ende des 19. Jahrhunderts. Sie zeigen, dass die Umzüge damals schon eine große Ähnlichkeit mit dem heutigen Treiben hatten.

Der Gropp, der Bodenseefisch, der Papst Johannes so hervorragend gemundet haben soll, ist ein kleiner Raubfisch. Er wird bis zu 15 Zentimeter lang und galt jahrzehntelang als ausgestorben. Langsam erholt sich seine Population wieder – vielleicht auch deshalb, weil er mit seinen vielen Gräten bei Fischliebhabern nicht mehr wirklich punkten kann. Bei der Groppenfasnacht stärkt man sich deshalb lieber mit Zander-Knusperli. Ein panierter Fisch, der sich hervorragend aus der Hand essen lässt – vor oder nach dem Umzug.

Weitere Informationen: Thurgau Tourismus, CH-8580 Amriswil, Tel. +41 (0)71 414 11 44, info@thurgau-tourismus.ch, www.thurgau-tourismus.ch, www.groppenfasnacht.ch. (Thurgau Tourismus)



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