Polen erinnert sich an Henry van de Velde
Europa feiert in diesem Jahr den 150. Geburtstag von Henry van de Velde. Lange Zeit hatte der am 3. April 1863 in Antwerpen geborene Künstler in Deutschland gewirkt. In Weimar, wo er viele Jahre tätig war, widmet man ihm ein Van-de-Velde-Jahr. Eine bedeutende Arbeit des Jugendstil-Künstlers befindet sich im kleinen Ort Trzebiechów (Trebschen) in der westpolnischen Woiwodschaft Lubuskie (Lebuser Land). Sie wurde erst vor wenigen Jahren durch Zufall wiederentdeckt.
Van de Velde schuf in den Jahren 1903 bis 1905 die Inneneinrichtung für ein Sanatorium in Trebschen. Er war zu dieser Zeit mit dem Aufbau der Kunstgewerbeschule in Weimar befasst und kam vermutlich dort in Kontakt mit Prinzessin Marie Alexandrine Reuß, der Tochter des Weimarer Großherzogs Carl Alexander. Sie ließ das Sanatorium in Trebschen bauen und beauftragte van de Velde mit der Innenausstattung der Räume. Zu dem Komplex gehörten das Arzthaus und ein dreigeschossiges Gebäude für die Patienten. In dem Ensemble befindet sich heute ein Altersheim.
Im Werkverzeichnis des Künstlers fehlte bis vor wenigen Jahren das Sanatorium in Trebschen. Erst durch Zufall stieß man im Jahre 2002 darauf, dass van de Velde für die Ausstattung der Gebäude verantwortlich war. Seitdem wurde das Altersheim von zahlreichen Kunstliebhabern aus aller Welt besucht. Zwei internationale Konferenzen beschäftigten sich vor Ort mit dem vergessenen Erbe, die polnische Henry-van-de-Velde-Gesellschaft widmet sich der Pflege und Erhaltung seines Werks. Möbel, Türen und Fenster, das Treppenhaus und die Orangerie tragen die Handschrift des Jugendstil-Künstlers. Bei Restaurierungsarbeiten fand man unter mehreren Farbschichten Ornamente nach den Entwürfen van de Veldes. Sie wurden inzwischen freigelegt und erneuert. Auch Fenster, Türen und Fußböden erhielten zum Teil ihre Originalfarben wieder. So zählt das Altersheim in Trzebiechów heute zu den bedeutendsten Denkmälern des Lebuser Landes.
Das von einem Park umgebene Gebäude des Altersheims kann nach Voranmeldung besichtigt werden, auf Wunsch auch mit einem deutschsprachigen Dolmetscher. Weitere Informationen zum Werk van de Veldes in Polen gibt es auf der deutschsprachigen Website www.henryvandevelde.pl Trzebiechów liegt etwa 30 km nordöstlich der Woiwodschaftsstadt Zielona Góra (Grünberg). Sehenswert ist dort auch der ehemalige Palast der Familie von Reuß. Er wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Stil der Neorenaissance umgebaut und wird heute als Schulgebäude genutzt. Die Maria-Himmelfahrt-Pfarrkirche entstand 1840 nach Entwürfen des berühmten Baumeisters Karl-Friedrich Schinkel. Weitere Information über Reisen nach Polen erteilt das Polnische Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel. (Polnisches Fremdenverkehrsamt)
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