27. September 2014, Warschau (Warszawa)

Museum zur Geschichte der polnischen Juden in Warschau

Mit einem Festakt und Tagen der offenen Tür feiert das neue Museum zur Geschichte der polnischen Juden in Warszawa (Warschau) Ende Oktober 2014 die Eröffnung seiner ständigen Ausstellung. Verschiedene kulturelle Veranstaltungen und Aktionen begleiten die Feiern. Der spektakuläre Museumsbau des finnischen Architektenbüros Lahdelma & Mahlamäki war bereits zum 70. Jahrestag des Ghettoaufstands am 19. April 2013 eröffnet worden.

Die offiziellen Feierlichkeiten beginnen am 28. Oktober 2014 mit einem Festakt in Anwesenheit des polnischen Präsidenten Bronisław Komorowski und zahlreicher weiterer Ehrengäste. Für den Abend ist ein großes Open-Air-Spektakel geplant. Jazztrompeter Tomasz Stańko hat für den Anlass eigens ein neues Stück komponiert, das dort uraufgeführt wird. Besucher haben danach von 21 bis 24 Uhr erstmals die Möglichkeit, die gesamte auf einer Fläche von über 4.000 Quadratmetern angelegte Ausstellung zu besuchen. An den folgenden Tagen ist die Ausstellung jeweils von 10 bis 23 Uhr geöffnet. Im Rahmen der Eröffnung finden verschiedene Workshops, Filmvorführungen und Konzerte statt. Zudem können Museumsgäste an Zeitzeugengesprächen und Museumsrallyes teilnehmen. Der Eintritt ist während der ersten drei Tage kostenfrei, es wird aber wegen des zu erwartenden Andrangs um Anmeldung gebeten.

Die multimediale Ausstellung wurde von einem internationalen Team unter Leitung von Prof. Barbara Kirshenblatt-Gimblett von der New Yorker Universität konzipiert. Sie ist in insgesamt acht chronologisch geordnete Teile gegliedert und soll einen umfassenden Überblick über das jüdische Leben in Polen in den vergangenen 1.000 Jahren geben. Den Beginn macht die Zeit der ersten Erwähnung von Juden in Polen durch den jüdisch-arabischen Gesandten Ibrahim ibn Jakub im 10. Jahrhundert. Die folgenden Abschnitte widmen sich der Blütezeit der jüdischen Kultur im 16. und 17. Jahrhundert und der Situation der Juden während der Kriege und antisemitischen Pogrome im 17. und 18. Jahrhundert. Weitere Ausstellungsteile tragen die Überschriften „Herausforderungen der Moderne“, „Die Straße“, „Vernichtung“ und „Nachkriegszeit“.

Das Museum verfügt über mehrere einzigartige Exponate. Dazu gehört zum Beispiel ein Gebetsbuch von 1272, in dem sich der erste in jiddischer Sprache niedergeschriebene Satz befindet. Eine besondere Attraktion sind die Repliken der prachtvollen Decke und der Bima der Synagoge von Gwoździec, dem heutigen Hwisdez in der Ukraine. Das aus Holz geschnitzte Kunstwerk aus dem 17. Jahrhundert war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und wurde nach alten Fotos und Zeichnungen rekonstruiert.
Als vor rund 1.000 Jahren die ersten Juden in Polen ankamen, sangen die Vögel der Legende nach „Po-lin, Po-lin“. Das ist nicht nur der jüdische Name für Polen, sondern bedeutet im Hebräischen auch soviel wie ?Hier sollst du ruhen“. Als gutes Omen verstanden die polnischen Juden dieses Wort für die positive Verbindung eigener und polnischer Tradition. In diesem Sinne trägt das Jüdische Museum nun offiziell den Namen Polin. (FVA Polen)



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