1. November 2007, Malaysia, Reisereportagen

Zu Besuch bei den Meeresschildkröten in Sarawak

Urlaub mit aktivem Tierschutz verbinden? Das können Naturfreunde ab sofort in Malaysia. Die Sarawak Forestry Corporation bietet in Kooperation mit Masama JS Adventure Tours ein Meeresschildkröten-Freiwilligenprogramm in Sarawak auf Borneo an, das zum Erhalt der bedrohten Tierart beitragen soll. Es besteht aus einem viertägigen Aufenthalt auf der Insel Pulau Talang Besar zwischen Mai und September. Die Freiwilligen nehmen dabei an Maßnahmen teil, wie sie weltweit zum Schutz von Meeresschildkröten betrieben werden: Sie gehen auf Strandpatrouillen, um Ankünfte
der Tiere zu registrieren, sie beobachten Nester, bringen Eier in die Brutstätten, lassen Jungtiere frei und sammeln Daten. Diese Aktivitäten finden vor allem nachts statt. Tagsüber erhalten sie Informationen über die Meerestiere und ihre Lebensräume in verschiedenen Workshops, die von den das Projekt begleitenden Artenschutzexperten gehalten werden. Am Ende des Programms erhalten alle Freiwilligen ein Teilnahme-Zertifikat.

Pro Besuch können höchsten vier Personen an dem Programm teilnehmen. Sie übernachten in einer einfachen Unterkunft und teilen sich anfallende Aufgaben wie Kochen und Putzen. In Deutschland ist das Angebot bisher exklusiv über den Reiseveranstalter Windrose Fernreisen buchbar. Jeder Teilnehmer zahlt mit dem Reisepreis automatisch rund 30 Euro in einen Schildkrötenschutzfond ein, der für die finanzielle Unterstützung des Schutzprogramms der Forestry Corporation genutzt wird.

Talang-Satang, Sarawaks erster Meeresnationalpark, wurde primär zur Bewahrung der Meeresschildkrötenpopulation etabliert. Er umfasst die Küste und die Gewässer von vier Inseln vor der Südwestküste Sarawaks. Die Inseln sind alle von seichten Korallenriffen umgeben, die den Meeresschildkröten Schutz bieten und als Ruheplätze dienen. Meeresschildkröten gehören zu den Tieren mit der höchsten Lebenserwartung – viele erreichen ein geradezu biblisches
Alter von mehr als 100 Jahren. Sie sind grazile Schwimmer und verbringen die meiste Zeit unter Wasser.

Seit 200 Millionen Jahren existieren sie fast unverändert, aber ihre Brutmethoden, die ihnen so lange das Überleben
sicherten, tragen nun zu ihrer Ausrottung bei. Die Tiere werden erst im Alter von 30 bis 50 Jahren fortpflanzungsfähig
und das Weibchen kann dann nur alle vier oder fünf Jahre Eier ablegen. Und dies tut es nicht an irgendeinem Strand, sondern es kehrt zum Ort seiner Geburt zurück – manchmal über Entfernungen von bis zu 3.000 Kilometern. Wie es seinen Weg zurück zum Geburtsstrand findet, ist eines der großen Naturmysterien.

Da immer mehr Strände erschlossen werden, können die Schildkröten nicht mehr ungestört ihre Eier ablegen. Weitere
Faktoren, die die Spezies gefährden, sind der Fang der Tiere wegen ihres Fleisches oder des Panzers, der Diebstahl von Eiern, Fischernetze sowie die Zerstörung von Korallenriffen. Doch selbst unter idealen Bedingungen ist die Überlebensquote der Jungtiere niedrig: Ein Weibchen kann in seinem Leben bis zu 10.000 Eier legen, aber durch natürliche Feinde sowohl zu Lande als auch im Wasser, überleben davon nur 10 Junge.

Fünf Meeresschildkrötenarten nisten in Sarawak, vor allem von April bis September: die Suppenschildkröte (Chelonia
mydas), die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata), die Olive Bastardschildkröte, die Lederschildkröte sowie die Unechte Karettschildkröte. Um das Überleben der Spezies zu sichern, gibt es sowohl auf den drei großen Inseln des Talang-Satang Parkes als auch in den Tanjung Datu und Similajau Nationalparks auf dem Festland von Sarawak Schutzprogramme.

Im Rahmen dieser Programme werden die Eier der Schildkröten entweder in ihren Nestern bewacht oder aus den Nestern entfernt und in spezielle Brutstätten gebracht. Nach 40 bis 60 Tagen werden die ausgebrüteten Jungtiere dann nachts freigelassen, um die Verluste durch Beutetiere zu verringern. Einige der Tiere werden mit kleinen Radiosendern ausgestattet, um mehr über ihr Verhalten zu lernen. In den letzten zehn Jahren konnte die Zahl der
Brutankünfte der Schildkröten zwischen 1.500 und 3.000 pro Jahr stabil gehalten werden, nachdem sie Anfang der achtziger Jahre auf unter 1.000 gefallen war.

Nicht nur die Schutzprogramme, sondern auch das Riff- Ball-Programm tragen zur Erhaltung der Meerestiere bei. Mehr als 2.000 künstliche Riffbälle aus Beton wurden dazu im Wasser des Nationalparks versenkt. Sie sind nicht nur eine Heimstätte für viele Korallenarten, sondern dienen auch als Nester für die Meeresschildkröten und bieten ihnen Schutz vor Fischernetzen. Seit der Installation dieser Bälle ging die Zahl toter Schildkröten, die in Talang-Satang gefunden  wurden, stark zurück.
Weitere Informationen zum Seeschildkröten-Freiwilligen- Pogramm erteilt die SARAWAK FORESTRY CORPORATION
in Kuching unter Email: info@sarawakforestry.com oder www.sarawakforestry.com.



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