14. Juli 2008, Niederlande

Blühende Entdeckungen in Holland

„Die wichtigste Farbe in einem Garten ist Grün“ war der Grundsatz von Alice de Stuers, als sie sich rund um das Schlösschen „de Wiersse“ ihr privates Gartenparadies schuf. Eintönig ist der Park dennoch nicht. Wie dieses Kleinod warten viele niederländische Schlossgärten und Privatgärten darauf, entdeckt zu werden.

Schönheit im Verborgenen
„Wenn der Garten blüht, wollte ich hier sein“ erzählt Trudy. Die Mittfünfzigerin folgt mit vier Freundinnen der Führung von Lisette Wetzels durch die Gärten des Landsitzes „de Wiersse“. Ein 32 Hektar großer Park umgibt das Schlösschen aus dem späten 17. Jahrhundert. Im Schatten des „Wilden Gartens“ entdecken sie die Einbeere, selten und giftig, und den ebenso seltenen Hundszahn. Am verwunschen wirkenden Karpfenteich wächst der Königsfarn, der besonders saubere Luft und sauberes Wasser braucht, um zu gedeihen. Im „Senkgarten“ findet Trudy Gedenkemein (Omphaloides), die auf den ersten Blick wie zu groß geratene Vergissmeinnicht aussehen.

Immer wieder legt Lisette Wetzels Zwischenstopps ein, um auf die Blickachsen aufmerksam zu machen, die Alice de Stuers (1895-1988) und ihr Ehemann William Edward Gatacre anlegten. Schneisen oder Durchblicke lenken den Blick auf eine Statue, durch einen Buchenlaubgang oder in die bäuerliche Landschaft der Grenzregion Achterhoek. Alles wirkt natürlich gewachsen, wie es ein klassischer englischer Landschaftspark erfordert. Aber dahinter steckte ein durchdachtes Konzept. Statt endlos viele Pflanzensorten zu sammeln, wie es zu ihrer Zeit Mode war, setzte sie auf die Wirkung weniger markanter Farben und Arten in großer Zahl. Ihr Mann ließ die Rhododendren pflanzen, die Bach und Wiesen säumen und den Park im Frühling in ein Farbenfest verwandeln. Auch die Abfolge der Pflanzen sorgt dafür, dass der Garten sich fast wöchentlich verändert. An Stellen, an denen heute Farne sprießen, blühten vor wenigen Wochen noch Narzissen. Ein geometrischer Rosengarten, den Alice de Stuers als Siebzehnjährige entwarf, schließt hinter dem Gutshaus den Rundgang ab.

Ihr Vater Victor de Stuers (1843-1916), einer der Begründer der niederländischen Denkmalpflege, bezog mit seiner Frau Ende des 19. Jahrhunderts den Landsitz. De Stuers ließ das heruntergekommene Gebäude restaurieren, seine Tochter Alice gab dem Park seine heutige Gestalt. Noch heute wohnen ihre Nachkommen, die Familie Gatacre, in dem Landgut und pflegen den Garten mit Unterstützung einiger ehrenamtlicher Helfer und einer Stiftung zum Erhalt historischer Außenanlagen. (Niederländisches Büro für Tourismus und Convention)



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