14. Februar 2010, Kroatien

Ausflug in die Maskenstadt Samobar

Samobor, eine Stadt in Nordwestteil Kroatiens, liegt an der Grenze zu Slowenien und in der Nähe der kroatischen Metropole Zagreb, seit über zwei Jahrhunderten pflegt sie die Fastnachtstradition. Der Fasching von Samobor zählt zu den ältesten und größten kroatischen Fastnachtsfeierlichkeiten, die inzwischen ein modernes Festival ist und zum Schutzzeichen der Stadt wurde sowie zu einem spezifischen Kulturgut.

Dabei handelt es sich um ein touristisch-unterhaltsames Event, welches in den letzten Jahren von etwa 200.000 Menschen besucht wurde.
Als älteste im Kontinentalteil Kroatiens ist die Fastnacht von Samobor ein Ort der Unterhaltung, Freude, Satire und der gesellschaftlichen Kritik. Gleichzeitig ist es ein Ort der Reinigung und Hoffnung, dass die Verbrennung der Fastnacht alles Schlechte bereinigt und dass das neue Jahr gerechter wird.

In dieser Zeit verkleiden sich die Menschen in Samobor, aber auch die Stadt an sich, was das äußere Erscheinungsbild der Straßen, Plätze und Lokale vollkommen verändert. Diese Stadt, die sonst der beliebteste Wochenendausflugsort für Zagreber ist, wird an diesen Tagen zur fröhlichsten Stadt, denn Jongleure, Pantomimiker, Clowns und Straßenmusikanten beherrschen souverän die Straßen von Samobor. Zu den verschiedenen Workshops, Konzerten und der Zirkusakrobatik geraten selbst die Jüngsten nicht in Vergessenheit, denn im Rahmen der Kinderfastnacht werden jeden Samstag und Sonntag die Straßen der Stadt zu einem Fastnachtsumzug (sog. „Srakino šetalište“). In diesem Jahr findet vom 26. Januar bis zum 16. Februar die 184. Fastnacht statt. Wie immer beginnt sie mit der Erklärung der Freien Fastnachtsrepublik und mit der festlichen Übergabe der Schlüssel der Stadt, die der Bürgermeister dem Faschingsprinzen überreicht, der für 20 Tage die Macht über seine Welt übernimmt.
All das begann in den 20-er Jahren des 19. Jahrhunderts. Seltene schriftliche Dokumente aus dieser Zeit deuten darauf hin, dass auf den Straßen des damals kleinen Samobor die Faschingsfreude und dass im Gemeindemagistrat ein Maskenball stattfand. Im Museum von Samobor wird beispielsweise ein Protokoll aus der Sitzung des Gemeinderats aus dem Jahre 1828 aufbewahrt, wo ein lokaler Gastwirt darum bittet, ihm ihren Saal für den Faschingsball zu vermieten, mit der Anmerkung, dass er diesen bereits im letzten Jahr genutzt hat. Dabei handelt es sich eigentlich über das erste schriftliche Dokument über die Fastnacht von Samobor, woraus eindeutig ergeht, dass er bereits 1827 stattgefunden hat.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert erlebte die Faschingszeremonie interessante Veränderungen, und zwar durch die Einführung des Faschingsprinzen im Jahre 1906, dem am Faschingsdienstag in Anwesenheit des Faschingsprinzen der Scheiterhaufen zugesprochen wird. Natürlich ist die traditionelle Lumpenfastnacht, eine Puppe nämlich, die am Ende verbrannt wird, seit den Anfängen bis heute Teil des Karnevals. In der Gegend von Samobor wird an Faschingsdienstag ein festlichen Essen zubereitet, meist Pute mit Mlinci-Nudeln, das mit üppig viel Wein gelöscht wird, während als Dessert Krapfen serviert werden.

Seit 1904 hat die Fastnacht auch eine eigene Zeitung, das Blatt «Sraka». «Sraka» ist im Februar immer ein wahres Barometer für Gesellschaftsevents und ein Indikator der politischen Ereignisse seiner Zeit. Seit der Österreich-ungarischen Monarchie über die jugoslawischen Staaten bis hin zum modernen Kroatien, die Faschingszeitung notierte Zeiten und Bräuche und verspottete mit eigenem Humor und Ironie die Autoritäten.
Die Abhaltung der Fastnacht von Samobor wurde vom Zweite Weltkrieg unterbrochen, die Tradition wurde erst 1965 wiederbelebt.

Die Karnevalstradition findet ihre Ursprünge im Christentum. Im 9. Jahrhundert, zu Zeiten Gregors von Nin, wurde ein kirchlicher Maßstab vorgeschrieben, der vorsieht, dass am Montag und Dienstag vor Aschermittwoch gefastet wird. Der Sonntag vor Aschermittwoch wurde zu Latein dominica carnis privil oder fleischloser Sonntag genannt, und das Volk vereinfachte das ganze in den Karneval, oder übersetzt in die «Fastenzeit», ohne Fleisch. Etwa im 15. Jahrhundert wurde das Fasten in unseren Kreisen mit ausgesprochen gegensätzlichen Bräuchen ausgetauscht – kräftiges Essen, Unterhaltung, Getränke und Maskerade, die alles erlaubt. So entstanden der Karnevalsspaß und die Fastnacht. Das kroatische Wort Fastnacht  („poklade“) stammt aus dem Wort «klasti» oder maskieren, sich verkleiden. Fasching jedoch stammt aus der Bezeichnung des Faschingsdienstags, der im alten Zagreb «fašenk» genannt wurde.

Außer der Fastnacht bietet Samobor viele weitere touristische Attraktionen an, die Stadt ist nach seinen Gewerben bekannt. Ganz in der Nähe liegen Samoborsko und Žumberačko gorje, wo zahlreiche Naturreichtümer, Kultur- und Sakraldenkmäler, archäologische Fundorte, Wander- und Radwege sowie Wanderheime in Wirtschaftsobjekten angeboten werden, wo man die reichhaltige Gastronomie genießen kann, die auf alten Rezepten basiert, wovon das Lamm, die Forelle und das Wild von Žumberak besonders hervorgehoben werden.
Zum Schluss eine Empfehlung für alle Samobor-Besucher – probieren Sie unbedingt die Samoborer Cremeschnitten, die wahrscheinlich einzigen Cremeschnitten der Welt, die gegessen werden, solange sie noch warm sind. Dieser beliebte Kuchen wurde zu einer Tradition und zu einem Schutzzeichen der charmanten Stadt, die etwa 20 Kilometer vom Stadtzentrum von Zagreb entfernt liegt.(Kroatische Zentrale für Toursmus)



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