23. August 2010, Tschechien

Ausflug zu der geheimnissvollen Burg Trosky

Welcher Ort ist der geheimnisvollste, legendenumwoben, verbirgt hinter den Fassaden ein großes Rätsel oder einen Ritualmord … Orte, die einem eisige Schauer über den Rücken laufen lassen, haben Leser gleich mehrere ausgewählt, u.a. den leuchtenden Stollen und die Wunder der Unterwelt von Jihlava, die Höhle Býčí skála, die mit Ritualmorden verknüpft ist, und Burg Houska mit ihrem Höllentor. Doch auch Vampirfans kommen auf ihre Kosten.

CzechTourism hat auf den Seiten www.tipsfortrips.cz eine Umfrage gestartet, in der die Leser vom 3.7. bis zum 19.7. die neun geheimnisvollsten Orte in Tschechien wählen konnten. Auf dem ersten Platz landete Burg Trosky mit 28% der Stimmen, den zweiten Platz belegte die Unterwelt von Jihlava mit 15%. Die Bronzemedaille räumte die unterirdische Fabrik Rabštejn ab, die für 14% von insgesamt 904 abgegebenen Stimmen der geheimnisvollste Ort ist.

1. Burg Trosky
Die Burg Trosky ist eines der Wahrzeichen des Böhmischen Paradieses (Český ráj). Die Burg setzt sich aus den Türmen Baba (47 m) und Panna (57 m) zusammen. Der Legende nach ließ der Erbauer Vinzenz von Wartenberg (Čeňek z Vartenberka) unterirdische Höhlen und Gänge anlegen, die nicht nur als Fluchtweg dienten, sondern über die auch heimlich Vorräte in die Burg geschafft wurden.In den Gängen ist so manche warnende Aufschrift zu sehen, die sogar zum Teil in Frakturschrift geschrieben sind. Zeitzeugen zufolge, die vor dem 2. Weltkrieg lebten, mündet der Gang an einem unterirdischen See. Dahinter soll eine niedrige, eisenbeschlagene Tür sein, die zu einem nie entdeckten Schatz führt. Unterhalb der Burg sollen bis heute Schätze der Raubritter Šof und Švejkar sowie von Otto von Bergow (Ota z Bergova) verborgen sein, der 1415 an der Plünderung des Klosters Opatovice beteiligt war. Der Zugang in die unterirdischen Bereiche der Burg liegt jedoch sehr gut versteckt, sodass es bis heute niemandem gelungen ist, ihn zu finden.

2. Unterwelt von Jihlava
Leuchtende Stollen, geheimnisvolle Schatten, frostige Kälte und Wunder: All dies gehört zur Unterwelt von Jihlava. Am intensivsten leuchtet der Stollen angeblich bei Regen im Herbst und Tauwetter im Frühjahr. Die Frage, ob hier Phospor leuchtet, der sich von den Gerippen der über dem Stollen begrabenen Mönche gelöst hat, oder radioaktives Gestein, ist ungeklärt. Die Katakomben sind 25 km lang und messen an der tiefsten Stelle 13 m. Kein Wunder, dass Jihlava nach der Unterwelt von Znojmo das größte Stollensystem besitzt. Die unterirdischen Gänge sind durch die Zusammenlegung von Kellern entstanden, die ab dem Ende des 14. Jahrhunderts in den Fels gehauen wurden.

3. Die unterirdische Fabrik Rabštejn
Das Stollensystem liegt in der Umgebung von Česká Kamenice und Jánská. Die Fabrik ist durch Aushöhlungen der Sandsteinfelsen entstanden und diente dem nationalsozialistischen Deutschland im Zweiten Weltkrieg zusammen mit den umliegenden oberirdischen Objekten als Produktionsstätte für die Luftwaffe.Vom August 1944 bis April 1945 bauten Häftlinge hier an die 17,5 km3 unterirdischer Bereiche ab. Den nationalsozialistischen Aufzeichnungen kann man entnehmen, dass bei den Arbeiten 80 Häftlinge ums Leben kamen. Wie viele Arbeiter tatsächlich starben, wird wohl nie ans Tageslicht kommen.

4. Höhle Býčí skála im Mährischen Karst
Wen Orte mit negativer Energie reizen, an denen Ritualmorde verübt wurden, sei ein Besuch der Höhle Býčí skála empfohlen. Diese hat sich mit einer Bestattung aus der Hallstattzeit einen Namen gemacht, auf die Dr. Jindřich Wankel im 19. Jahrhundert gestoßen ist. Es handelte sich um die Bestattung einer adligen Persönlichkeit aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., der vierzig junge Frauen, Diener und Pferde ins Reich der Toten folgen mussten. Der Leichnam wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt, die übrigen wurden gefoltert. Die abgehackten Hände der Mädchen wurden auf einem steinernen Altar gefunden, weitere Frauen hatten gespaltene Schädel oder wurden geköpft. Die Toten blieben an jener Stelle liegen, an der sie zusammengebrochen waren. Heute dient die Höhle knapp 2000 Fledermäusen als Winterquartier.

5. Burgruine Potštejn
Die Burg ließ Botho von Bothenstein (Půta von Potštejn) um das Jahr 1287 errichten. Potštejn setzt sich aus den inneren Wohngebäuden, der Burg selbst und drei hufeisenförmigen Burgmauern zusammen. Darüber hinaus steht hier die Barockkapelle Santa Scala, die später dem Hl. Johannes Nepomuk geweiht wurde, sowie die letzte Kapelle eines Kreuzweges. Der Legende nach diente sie Raubritter Nikolaus im 14. Jahrhundert als Versteck für seine Beute. Später suchte Graf Chamaré hier 35 Jahre lang nach einem Schatz. Er ging sogar so weit, dass er die Burg untergraben ließ. Die Suche nach dem Burgschatz, der bis heute unentdeckt blieb, inspirierte den tschechischen Schriftsteller Alois Jirásek zu seinem Roman „Poklad“ (Schatz).

6. Steinreihen von Kounov
2500 große Steine, die in parallele Reihen geordnet sind: Diesen Anblick bietet ein Standort zwischen Rakovník und Louny. Auf einer Fläche von etwa 11 ha findet man 14 nahezu vollständige Steinreihen. Die längste davon misst 350 m. Die Steine, deren Anordnung an die berühmten Menhirreihen in Carnac in der Bretagne erinnert, wurden 1934 auf der Anhöhe Rovina nördlich von Kounovvom örtlichen Lehrer Antonín Patejdl entdeckt. Diesen beeindruckte, dass ihm beim Zählen der Steine ein Schauer über den Rücken lief. Die Steine datieren aus dem siebten Jahrhundert vor Christi Geburt. Doch was war ihre Aufgabe? Dienten die Steinreihen von Kounov als Sonnentempel, als heidnischer Kalender, als Feldbegrenzung oder als Navigationssystem für Ufos? Darin ist sich die Fachwelt nach wie vor uneinig. Sicher ist, dass sie von einem anderen Ort hierher geschafft wurden, da sie wesentlich älteren Ursprungs sind als der Berg.

7. Kloster Rosa Coeli
Einer der bedeutendsten Sakralbauten der Hochgotik in Mitteleuropa – Rosa Coeli – erhebt sich im Tal des Flusses Jihlava. Das Kloster wurde 1181 von Wilhelm von Pulin-Kaunitz (Vilém z Pulína) als Sühne für die Zerstörung von Kircheneigentum in Österreich gegründet. Die Einzigartigkeit der „Himmelsrose“ beruht auf ihrer magischen Energie, die wohltuend auf den menschlichen Organismus wirkt. Kein Wunder, dass der Prosaist Jan Skácel nach einem Aufenthalt in der Rosa Coeli das gleichnamige Gedicht verfasste. Heute gehört die Anlage dem Brünner Bistum und wird von der Stadt Dolní Kounice zur Ausrichtung von Kulturveranstaltungen genutzt.

8. Unterer Friedhof in Žďár nad Sázavou
Der Untere Friedhof ist ein Barockbau, der 1709 wegen der drohenden Pestepidemie von Johann Santini erbaut wurde. Im 19. Jahrhundert übernahm der grausame Alois Ulrich die Verwaltung der Großherrschaft Žďár, der die Untergebenen bald das Fürchten lehrte. Doch auch nach seinem Tode kehrte keine Ruhe ein, da der tote Schlossverwalter die Umgebung als Vampir heimsuchte. Daher wurde der Henker von Jihlava hinzugezogen, der das Grab des Verwalters öffnen ließ. Ulrich erwachte und begann sich langsam zu erheben. Da stieß ihn der Henker in den Sarg zurück und hackte ihm den Kopf ab. Anschließend stopfte er seinen Mund mit Mohn und ordnete an, den Leichnam mit ungelöschtem Kalk zuzuschütten. Von da an ward Ulrichs Geist nie mehr gesehen.

9. Krudum bei Slavkovský les
Die St.-Nikolauskircheauf dem Krudum bei Slavkovský les lag lange Jahre unter dem Erdreich verborgen. Erst 2002 fanden gründlichere Grabungen statt, bei denen Archäologiestudenten auf die Überreste des spätromanischen Bauwerks stießen. Die Kirche wurde in erster Linie von Bergleuten besucht, die hier Amethyst förderten.Mit der Zeit galt St. Nikolaus als Bergmannskirche. Mit abnehmendem Interesse an Amethyst verkam die Kirche immer mehr und wurde schließlich vom Erdreich verschluckt. Der Legende nach verbirgt das verschwundene Dorf, in dem die Kirche einst stand, große Reichtümer. Man sagt auch, dass die Seelen der Bergleute bis heute St. Nikolaus zur heiligen Messe aufsuchen.

Folgende Tipps für weitere geheimnisumwitterte Orte stammen von den Teilnehmern an der Umfrage selbst.Die meisten Empfehlungen erntete die Burg Houska. Die Sage erzählt von einem Spalt, der in die Hölle führt und von einem Verdammten, der in den Spalt herabgelassen wurde. Wo sich das Höllentor befindet, ist bis heute unbekannt. Der Sage nach wird es jedoch von einem furchterregenden Mönch ohne Gesicht bewacht.Ein weiterer erwähnenswerter Ort ist die Unterwelt von Znojmo, eines der weit verzweigtesten Stollenlabyrinthe Europas. Auf der neuen Besichtigungstour bekommen die Besucher Märchenfiguren, eine alchemistische Werkstatt, zum Leben erwachte Felsen oder auch ein Beispiel für Kerkerzellen zu sehen. Die Schlucht Macocha (Stiefmutter) erzählt eine traurige und wahre Geschichte. Ihren Namen hat sie von einer Stiefmutter, die ihren Stiefsohn in den Abgrund stieß.Durch wessen Hand sie für diese schreckliche Tat mit dem Tod bezahlte, kann man sich nur denken.Manchen Legenden zufolge kehrte die Stiefmutter, nachdem sie sich ihrer Tat bewusst geworden war, zur Schlucht zurück und stürzte sich in die Tiefe.Seinen Sohn, der sich im Sturz an einem Ast festhalten konnte, zog der Vater herauf, der sich auf die Suche nach ihm gemacht hatte.Anderen Erzählungen nach wurde die Stiefmutter nach der Rettung des kleinen Martins von den Bewohnern des nahe gelegenen Vilémovice in die Schlucht gestoßen. (Czech Tourism)

Bild: Czech Tourism



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