14. Oktober 2010, Fluggesellschaften

Billigflieger auf Wachstumskurs: Streckenauswahl so groß wie noch nie

Der Low Cost Verkehr ist weiterhin auf Wachstumskurs. Ein Trend, der sich in den Sommermonaten verstärkt fortsetzte. Nach einer starken Zunahme in den Jahren 2002 bis 2007 folgten in dem Marktsegment eine Abschwächung in 2008 und ein tiefer Einbruch im Frühjahr 2009. Seit Anfang 2010 ist wieder ein Wachstum im Low Cost Verkehr festzustellen. Das sind die Ergebnisse des neuen Low Cost Monitors, den das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) jetzt veröffentlicht hat.

Niveau von 2008 bei den angebotenen Strecken übertroffen
Die Anzahl der angebotenen Strecken der Low Cost Carrier (LCC) in Deutschland hat mit 675 unterschiedlichen Strecken derzeit einen neuen Höchststand erreicht. Damit ist das Niveau von 2008 übertroffen. Einen starken Anstieg gab es ebenso bei den angebotenen Flügen und Sitzplätzen. Im Sommer 2010 haben 19 Low Cost-Fluggesellschaften in Deutschland insgesamt mehr als 5.400 Flüge angeboten. Das sind fast sechs Prozent mehr Flüge als im letzten Jahr. Somit setzt sich das positive Wachstum, das seit rund zehn Monaten zu erkennen ist, weiter fort.

Gemessen an der Zahl der Flüge (Starts im Juli) bietet Air Berlin mit Abstand das größte Low Cost Angebot in Deutschland, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass zahlreiche Strecken von TUIfly übernommen worden sind. Diverse hoch frequentierte innerdeutsche Verbindungen sind schon zu einem früheren Zeitpunkt durch die Übernahme der Fluggesellschaft dba in das Netz von Air Berlin integriert worden. Im Vergleich zum Vorjahr gab es daneben besonders bei Ryanair und Germanwings mit jeweils rund 25 neuen Strecken eine größere Zunahme in diesem Bereich. Auch die meisten anderen Fluggesellschaften konnten ihr Streckenangebot erhöhen. Insgesamt vereinen die sechs größten Low Cost Carrier in diesem Spätsommer 94 Prozent des LCC Marktes auf sich. Während sich einige Gesellschaften in Zeiten der Wirtschaftskrise vom deutschen Markt zurückgezogen haben, entdecken andere kleinere Low Cost Carrier neue Nischen im Verkehr mit Deutschland. Allerdings gab es auch Airlines, die in den vergangenen Monaten vollständig aus dem Low Cost Markt ausgestiegen sind beziehungsweise Insolvenz anmelden mussten. Zudem verschmelzen die Geschäftsmodelle einiger Gesellschaften durch Annäherung von Low Cost und traditionellen Linienfluggesellschaften und erschweren somit eine eindeutige Zuordnung.

Neue Ziele vor allem in Süd- und Osteuropa
Insgesamt bedienten die Fluggesellschaften im Sommer 2010 675 unterschiedliche Strecken im innerdeutschen und grenzüberschreitenden Verkehr. Dies sind rund 50 Strecken (+7,3 Prozent) mehr als im Sommer 2009 und sogar mehr als 2008, als der bisherige Höchststand bei den Sommerwerten seit Einführung der Low Cost Verkehre vor rund acht Jahren erreicht wurde. Es wurden keine weiteren deutschen Flughäfen in das Netz der Low Cost Carrier integriert. Neue Ziele flogen die Fluggesellschaften besonders in Süd- und Osteuropa an, aber auch die Grenze in den Nahen Osten und nach Nordafrika wird immer mehr überschritten. Starke Zuwächse gab es unter anderem am Flughafen Friedrichshafen, geringere an den Flughäfen Karlsruhe/Baden-Baden und Weeze, einen Rückgang dagegen an den Flughäfen Hahn und Lübeck.

Die Durchschnittspreise der bedeutendsten Low Cost Anbieter auf dem deutschen Markt variieren untereinander und in Abhängigkeit vom Vorausbuchungszeitraum. Zu den veröffentlichten Nettopreisen kommen jeweils deutliche Zuschläge in Form von Steuern und Gebühren sowie bei einigen Fluggesellschaften auch noch Kerosinzuschlag oder Servicegebühr hinzu. So wurden in einer etwa zehnprozentigen Stichprobe aller Low Cost Strecken Deutschlands die Flugpreise für verschiedene Zeitpunkte ermittelt. Die auf diese Art bestimmten Durchschnittspreise für eine Strecke variieren im Spätsommer 2010 zwischen zirka 22 Euro und 70 Euro bei den Nettopreisen und zwischen 35 Euro und 144 Euro bei den Endpreisen.

Im ersten Halbjahr 2010 nutzten auf den 26 internationalen und regionalen Verkehrsflughäfen über 30 Millionen Passagiere die Angebote von Low Cost Airlines für ihre Flugreisen. Bei einem lokalen Gesamtpassagieraufkommen von über 86 Millionen Passagieren auf den betrachteten Verkehrsflughäfen beträgt der Marktanteil des LCC Segments somit rund 35 Prozent. Insgesamt hatten die Berliner Flughäfen zusammen genommen mit über 6 Millionen Passagieren im Low Cost Verkehr das höchste Aufkommen aller Flughäfen in Deutschland.

Großbritannien bleibt Zielland Nummer eins
Bei einer Betrachtung des gesamten europäischen Marktes zeigt sich, dass Ryanair seine Marktführerschaft im Low Cost Carrier Sektor weiter ausgebaut hat. Mit über 10.000 Starts sowie rund 2.000 Strecken verfügt diese Gesellschaft über das größte Verkehrsangebot, vor Easyjet, Flybe und dem Low Cost Segment von Air Berlin. Das Zielland Nummer eins bei den Low Cost Carriern bleibt Großbritannien, das mit weitem Abstand die meisten Flüge aufweist. Auf den nächsten Plätzen folgen Spanien, Italien und Deutschland. Inzwischen ist London-Gatwick der Flughafen mit dem größten Aufkommen an Low Cost Flügen und hat damit London-Stansted auf den zweiten und Dublin auf den dritten Platz verdrängt. Köln-Bonn liegt im europäischen Vergleich auf Rang 9 und Berlin-Tegel befindet sich auf dem 15. Platz. Damit weisen diese Flughäfen ähnliche Werte wie im letzten Jahr auf. Mittlerweile zählt auch der Flughafen Stuttgart zu den 30 größten Flughäfen mit Low Cost Angeboten. Im Europaverkehr hat der Low Cost Carrier Markt seinen Anteil von rund 27 Prozent bei den Flugangeboten beibehalten können. Inzwischen gibt es Low Cost Angebote in über 40 Ländern Europas, dabei werden auch die Grenzen nach Nordafrika und Asien immer mehr überschritten. Insgesamt ist auch hier ein deutliches Streckenwachstum bei einem geringen Anstieg der Zahl der Flüge zu erkennen. (DLR)



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