1. Dezember 2010, Dänemark, Städte NRW

Zollverein Essen präsentiert dänische Architektur- und Designfirmen

Wenn es um Architektur und Design geht, hat sich das kleine Dänemark zu einer respektablen Weltmacht entwickelt. Und wenn Design eine Sprache ist, ist dänisch damit zur Weltsprache geworden. Mit unkonventionellen Sichtweisen, einer klaren, funktionalen Ästhetik und nicht zuletzt einer eleganten Perfektion haben Designer, wie z.b. Arne Jakobsen, Verner Panton oder Poul Henningsen den westlichen Wohn- und Bürostil des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst.

Wie aber gehen die dänischen Gestalter des 21. Jahrhunderts mit diesem Erbe um? Wie beantworten junge Designer wie Cecilie Manz, Kaspar Salto oder Hans Sandgren Jakobsen die Fragen nach Ästhetik, Funktionalität und Esprit eines Bauwerks oder Möbels? Eine Ausstellung in Essen gibt spannende Einblicke in aktuelle ästhetische Grundhaltungen und dokumentiert, wie sich neben dem Design in den letzten Jahren auch die Architektur aus Dänemark zum globalen Exportschlager entwickelt hat.

Noch bis zum 12. Dezember zeigen auf dem Weltkulturerbe Zollverein fünf international tätige dänische Architekturbüros ihre neuesten Arbeiten, zehn Hersteller zeigen ihre neuesten Objektmöbel, Bodenbeläge, Bezugsmaterialien und Leuchten. Was bewegt die dänischen Architekten und Gestalter, wo setzen sie ihre Schwerpunkte und was sind die Gründe ihres Erfolgs? Das will die Ausstellung einem interessierten Fachpublikum zeigen, gleichzeitig aber auch den Endverbraucher für neue Ideen begeistern.

Architektur: der Mensch im Mittelpunkt
Es ist wirklich beeindruckend: konnte man noch vor wenigen Jahren nur auf Jörn Utzons weltberühmte Oper in Sydney verweisen, wenn es um internationale Erfolge dänischer Architektur ging, so gewinnen die Dänen in den letzten Jahren weltweit Wettbewerb um Wettbewerb. Sie „erobern“ China, Großbritannien, das Baltikum, Saudi-Arabien, Mexiko, Norwegen und auch Deutschland. Die Zahlen sprechen für sich: In den vergangenen drei Jahren machten einige dänische Architekturbüros bis zu 80% ihres Umsatzes im Ausland.

Ganz offenbar treffen die Dänen den architektonischen Nerv der Zeit. Und der verlangt eben mehr als nur eine möglichst atemberaubende optische Lösung. Lone Wiggers vom Büro C.F. Möller, das u.a. das neue Darwin Centre in London baute, formuliert die Essenz dänischen Bauens ganz schlicht so: „Bei uns steht immer der Mensch im Mittelpunkt. Dämmrige Büros ohne Tageslicht seien z.B. absolut tabu.“

Am Anfang des Entwurfsprozesses für ein Rathaus, ein Krankenhaus oder ein Schwimmbad stehe immer ein Masterplan, der die Bedürfnisse der späteren Benutzer genauestens untersuche. Vor jedem Entwurf werden ausführliche Interviews mit den späteren Nutzern geführt und ausgewertet. „Dies ist ein sehr demokratisches Verfahren, das steckt tief in uns, nicht nur als Architekten, sondern als Bürger. Soziale Verantwortung ist ein kulturelles Erbe, mit dem wir als Kinder des dänischen Wohlfahrtsstaates aufgewachsen sind, und das nun zum exportierbaren architektonischen Produkt geworden ist“, meint Lone Wiggers.

Zum Erfolgsrezept gehören aber auch umfangreiche Vorstudien zu lokal verfügbaren Baumaterialien, Bautraditionen und sonstigen Aspekten der Nachhaltigkeit. Als Kern der „dänischen Methode“ gilt auch ein demokratischer Grundgedanke: „Niemand soll ignoriert werden. Auf der Straße gibt es Fußgänger und Autos. Und in einem Gebäude gibt es jemanden, der den Müll entsorgt, während andere in den Büros arbeiten. Für beide muss das Gebäude funktionieren.“

Kent Martinussen, Direktor des Dänischen Architekturzentrums, ergänzt: „Dänische Architekten haben den Ruf, rationale, kompromiss- und dialogorientierte Kooperationspartner zu sein. Und ästhetisch gesehen ist es immer noch ein Vorzug, sozialer und ganzheitlicher zu arbeiten, als viele der internationalen Spitzenbüros.“ Außerdem seien es nicht dänische Architekten, die sich mit Budgetüberschreitungen von über 100% einen zweifelhaften Ruf erwürben.

Das humane, soziale und ökologische Denken der Dänen spannt den Bogen von der Gestaltung von Arbeitsplätzen, an denen man sich wohlfühlt und entsprechend motiviert arbeitet, bis zur stadtplanerischen Gesamtperspektive, wie in Wiesbaden (3XN) oder Abu Dhabi (Schmidt, Hammer & Lassen) zu sehen ist.

Möbel als Ausdruck der Unternehmensphilosophie
Architektur und Möbeldesign sind Geschwister. Beide reflektieren das Menschenbild ihrer Zeit, beide gestalten die Welten, in denen Menschen leben und arbeiten. Nicht selten sind Architekten auch Möbeldesigner, und noch öfter wurden Möbelklassiker zunächst für eine ganz bestimmte Architektur entworfen. Diese Wechselwirkung spiegelt sich in der Konzeption der Essener Ausstellung, in der auch 10 dänische Möbelunternehmen Beispiele ihrer jüngsten Arbeiten zeigen.

Ein ganz aktuelles Beispiel für das Miteinander von Architektur und Design zeigt die Firma R. Randers: In enger Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Krankenhaus Aarhus und Architekten von Friis & Moltke hat R. Randers die neue Modul-Wartemöbelserie SeatDown entwickelt – eine ideale Lösung für Gangzonen, wo knapper Platz, hohe Beanspruchung und tägliche Reinigung eine große Rolle spielen. Die wandmontierten Möbel haben eine geringe Ausladung von nur 32 cm und lassen daher viel Platz für Passanten und Transporte.

Für den Möbelbereich ist das Thema Design in den letzten Jahren zum maßgeblichen Erfolgsfaktor geworden, was gerade auf dem Designstandort Zollverein ein Thema ständiger Beobachtung und Diskussion ist. Weitere Designer und Firmen in Essen sind

Webinfo: Architekturbüros: 3XN, www.3xn.dk. Dissing & Weitling, www.dw.dk. Schmidt, Hammer & Lassen, www.shl.dk. C.F. Møller, www.cfmoller.com. AART, www.aart.dk. Möbel und Design: R. Randers, www.r-randers.dk. Danerka, www.danerka.com. SIKA, www.sika-design.com. ABC/Quadrant, www.abc-reoler.dk. Le Klint, www.leklint.com. Junckers, www.junckers.com. BoConcept, www.boconcept.com. Out Sider, www.out-sider.dk. Muubs, www.muubs.com. CA-MO Leathers, www.ca-mo.com.

Ausstellungsdauer: 12. November bis 12. Dezember 2010. Öffnungszeiten: Montags bis Donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Freitags von 14 bis 19 Uhr.

Samstags und Sonntags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 3 Euro ab 18 Jahren, 2 Euro ermäßigt, inkl. Freitags-Filmabend. Veranstaltungsort: Welterbe Zollverein, Schacht XII, Halle 2 (Schalter- und Umformerhalle), Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen. Parken: Fritz-Schupp-Allee, Parkplatz A1.

Veranstalter: Die Ausstellung wird veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Dänischen Außenministerium, dem Dänischen Verband der Möbel- und Interieurindustrie, dem Dänischen Kulturinstitut in Deutschland, dem Bund Deutscher Architekten, dem Bund Deutscher Innenarchitekten in NRW sowie der Stiftung Zollverein. Mit der Durchführung wurde Denmark Business Consulting beauftragt.

Sonderveranstaltungen: Das Dänische Kulturinstitut in Deutschland veranstaltet am 3. und 10.12. eine dänische Filmreihe. Info: www.denmarkupdated.de. (Visit Denmark)



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