31. August 2018, Japan

Japan: „Daiku 2018″ erinnert an Beethovens Neunte Sinfonie

Das japanische Außenministerium hat das laufende Jahr zum „Daiku 2018“ erklärt und zu einem Jahr des bilaterale Austauschs mittels der „Neunten“ (Daiku) zwischen Japan und Deutschland bestimmt. Damit wird an die Erstaufführung von Beethovens „Ode an die Freude“ im Jahr 1918 erinnert, als diese Sinfonie zum ersten Mal in voller Länge in Asien gespielt wurde, und zwar von deutschen Insassen in einem japanischen Kriegsgefangenenlager.

Das Lager Bando in Naruto stand unter der Leitung des außergewöhnlichen Oberst Toyoshisa Matsue, der den Gefangenen mit großem Respekt begegnete, da er sie als tapfere Helden im Kampf für ihr Heimatland betrachtete. Matsues Einstellung spiegelte sich auch im Verhalten der einheimischen Bevölkerung wider, die die Lagerinsassen nach einiger Zeit als die „Herren Deutschen“ titulierten, die den japanischen Kindern sogar teilweise Deutschunterricht erteilten. In Bando lebten die circa 1.000 deutschen „Bewohner“ wie in einer eigenen Gemeinde. In einem kleinen Geschäftsviertel mit circa 80 Buden boten diverse Handwerksbetriebe sowie eine Konditorei und Schlachterei ihre Produkte an. Sogar eine Lagerzeitung erschien jeden Sonntag, und das Sportangebot war äußerst vielfältig. Kunst und Kultur spielten ebenfalls eine wichtige Rolle. So fand beispielsweise eine Ausstellung für Bildkunst und Handwerk statt, in der insgesamt über 550 selbst gemalte und gefertigte Bilder und Objekte gezeigt wurden. Und die Musik war von großer Bedeutung: zwei vollständige Orchester sowie mehre Spiel- und Gesangsgruppen mit einem Repertoire von circa 300 Stücken sorgten mindestens einmal pro Woche für kulturelle Abwechslung.
Am 01. Juni 1918 wurde dann Beethovens komplette 9.Sinfornie mit Chor aufgeführt. und damit der Grundstein gelegt für die heute noch in Japan gepflegte Kultur und das Interesse an der „Neunten“. Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt sie als ein fester Bestandteil des japanischen Brauchtums am Ende des Jahres.

Nach der Auflösung des Lagers im Jahr 1920 entwickelte sich circa 40 Jahre später wieder eine Beziehung zwischen Naruto und Deutschland, die 1972 ihren Höhepunkt mit dem Bau des ersten „Deutschen Hauses“ erreichte. Im Jahr 1982 wurde die Neunte Sinfonie dann zum ersten Mal seit 1918 wieder in Naruto aufgeführt. Die 377 Mitglieder des Bürgerchors „Verein zum Singen der Neunten“ begleiteten dabei das Orchester. Im Jahr 2013 entstand eine spezielle Fördergruppe, die in Verbindung mit diesem Musikstück die Werte des Friedens, der Nächstenliebe und der Menschlichkeit, die in Bando während des Ersten Weltkrieges so bespielhaft gelebt wurden, innerhalb und außerhalb Japans bekannter machen möchte.

In diesem Jahr fanden bereits zahlreiche Veranstaltungen in Deutschland und in Japan unter Einbindung der 9. Sinfonie statt. Am 03.Oktober präsentiert das Schloss Mitsuoko in Mecklenburg-Vorpommern ein Improvisationskonzert über Beethovens Neunte. (JNTO)



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