11. November 2008, Nordrhein-Westfalen

Ausstellung von Sonia Delaunays in der Kunsthalle Bielefeld

Mit der Vielfalt und der Breite ihres Œuvres, das Malerei und Druckgraphik, Stoffdesign, Kunstgewerbe, Innenraumgestaltung und Mode bis hin zu den Accessoires der Kleidung umfasst, ist Sonia Delaunay (1885 – 1979) eine Ausnahmeerscheinung unter den Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit ihrer unermüdlichen Gestaltungskraft und ihrer langen, fast sieben Jahrzehnte umspannenden Schaffenszeit ist sie Picasso durchaus vergleichbar. In ihrem umfassenden Anspruch, das Leben bis in die Welt des Alltags hinein künstlerisch zu gestalten und die Kunst im Leben der Menschen zu verankern, verfolgt Sonia Delaunay ein Jahrzehnt früher bereits Ideen, die in den 1920er Jahren auch vom Bauhaus in Deutschland propagiert werden. Der französische Kunsthistoriker Bernard Dorival brachte ihre bis heute noch kaum angemessen erfasste Bedeutung auf den Punkt, als er feststellte: „Was eine Legion von Bauhaus-Künstlern für Deutschland war, bedeutete sie allein für Frankreich“.

In Erinnerung an die besondere Beziehung der Bielefelder Sammlungs- und Ausstellungsgeschichte zu Sonia Delaunay widmet die Kunsthalle Bielefeld der Künstlerin fünfzig Jahre nach ihrer ersten Ausstellung im Bielefelder Städtischen Kunsthaus eine umfassende Ausstellung. Dabei wird die damals erworbene Werkgruppe Sonia Delaunays in die Schaffenskomplexe, denen sie entstammen, eingeordnet, um die Vielfalt und künstlerische Breite ihres Schaffens anschaulich werden zu lassen.

Vom Pariser Tanzlokal „Bal Bullier“, das die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Mann Robert, in selbst entworfene simultanistische Kostüme gekleidet, regelmäßig besuchte und in ihren Bildern in einen abstrakten Tanz der Farben übersetzt, öffnet sich der Weg in die Welt der nächtlich glitzernden Stadt, des Variétés und des Tanzes. Dies Thema greift auch „Tango Magic City“ (1913, Sammlung Kunsthalle Bielefeld) auf, wie auch die „Prismes Electriques“, die ihre ganz eigene Beschäftigung mit der Dynamik und dem Bewegungsduktus von Farben und Farbformen eindrucksvoll aufzeigen.

Ausgehend von diesem Werkkomplex der Farbuntersuchungen zur Simultaneität der 1910er Jahre gibt die Ausstellung über die Entwürfe für Stoffe und Kleider in den 1920er Jahren, in denen viele ihrer Skizzen zur Dynamik der Farben eine praktische Umsetzung erfahren, hin zu den monumentalen, in ihrer Anlage schweren, autonomen „Farbrhythmen“ der späten 1950er und 1960er Jahre, einen Gesamtüberblick über das facettenreiche Schaffen der Künstlerin.

Die Realisierung dieses Projektes geschieht in Kooperation mit dem Nachlass Delaunay und der bedeutendsten musealen Sammlung zum Werk von Sonia Delaunay, dem Centre Pompidou, Musée National d’Art Moderne in Paris und internationalen Museen und Sammlungen, die viele der Hauptwerke aus dem Œuvre der Künstlerin zur Ausstallung nach Bielefeld leihen.

Ausstellungskatalog: Ca. 300 Seiten, mit Farbabbildungen aller Werke. Texte von Jutta Hülsewig-Johnen, Cécile Godefroy, Matteo de Monti, Petra Timmer und Felicitas von Richthofen, 24,- €.

Die Ausstellung wird durch die Stiftung der Sparkasse Bielefeld ermöglicht. Sie findet statt vom 30. November 2008 – 22. Februar 2009. (Kunsthalle Bielefeld)



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