Ungarn 20 Jahre nach der Grenzöffnung
Ungarn feiert 2009 den 20. Jahrestag des Falls des Eisernen Vorhangs und die Proklamation zur Republik – ein zeichensetzendes Jubiläum, zumal Ungarn eine tragende Rolle bei den wirtschaftlichen wie sozialpolitischen Ereignissen zukam.
Dementsprechend zielen einige Marketinganstrengungen auch bewusst nur auf die zentral- und osteuropäischen Nachbarländer sowie Deutschland ab, verbindet diese doch die gleiche Vergangenheit. Kaum verwunderlich, dass hierbei der Balaton-Region ein besonderes Augenmerk gilt und auch dort vielfältige Events auf nostalgischen Spuren wandeln – war dies doch vor 1989 meist der einzige Ort, wo deutsch-deutsche Treffen möglich waren. In Erinnerung gerufen werden in diesem Zusammenhang unter dem Slogan „Treffpunkt Ungarn“ auch das Pan-Europäische Picknick in Sopron sowie der EU-Beitritt Ungarns 2004.
Vom 23. bis 28. Juli 2009 soll der „Plattensee Retro Express“, bestehend aus 1. und 2. Klasse Bautzener Eisenbahnwaggons ab/an Berlin über Prag, Brno und Bratislava Richtung Balaton fahren. Die geplante Nostalgietour möchte an die privaten „Wiedervereinigungen“ vieler deutschen Familien erinnern – samt Aktionen und Programmpunkten am Seeufer wie in den 1980er Jahren. Organisator Indóház kalkuliert derzeit einen Reisepreis von rund 750 Euro pro Person, die Planungen laufen auf Hochtouren, damit ab Frühjahr die Buchbarkeit besteht. Zudem wird am 7. Juli 2009 unter dem Motto „20 Jahre Freiheit zu Wasser und zu Lande“ auf dem Neusiedler See gefeiert. Denn: Mitten in diesem befindet sich der einstige Grenzpunkt „B0″ (sprich B Null), der 1945 vom ungarischen Militär mit 32.000 Tonnen Beton als Teil des Eisernen Vorhangs errichtet wurde. Das umliegende Sperrgebiet galt streng bewacht bis 1989. Auf Initiative der führenden Schifffahrtslinie am Neusiedler See, der Drescher Hajózási Társaság, wurde vor sechs Jahren mitten in diesem Schilfgürtel ein Friedenskreuz aufgestellt. Seither gibt es jährliche Friedensprozessionen per Schiff, die in den Häfen Rust, Mörbisch, Fertırákos und Illmitz starten – mit wachsendem Zuspruch deutscher, österreichischer und ungarischer Teilnehmer.
Schon im Herbst 2008 hatte der Statuen-Park in Budapest (www.mementopark.hu) seine Dauerausstellung zu gigantischen Denkmälern der kommunistischen Diktatur und sozialistischen Kulturpolitik erneut erweitert. In Mittelosteuropa einmalig, wurde er 1993 eröffnet – und nun um die Stalin-Tribüne sowie die ständige Ausstellung „Stalins Stiefel“ ergänzt. Im Mittelpunkt dieser stehen die Diktatur und der Sturz der Diktatur gleichzeitig. Im neuen Kinosaal wird der Film „Das Leben des Agenten” über den politischen Geheimdienst der Kádár-Zeit gezeigt. Unter den Extra-Veranstaltungen 2009 ist vor allem die Sonderschau „Der Durchbruch“ zum 20. Jubiläum des Paneuropäischen Picknicks zu erwähnen, die von Anfang Juli bis 23. August zu sehen ist. Dessen Jahrestag wiederum wird unter dem Motto „Voice of Freedom“ vom 17. bis 20. August 2009 mit einem umfangreichen Festprogramm in Sopron gefeiert. Zu den Organisatoren gehören die Stadt Sopron, die Stiftung Paneuropäisches Picknick ’89, der Kulturverein Franz Liszt sowie Pro Kultúra Sopron Nonprofit Kft. (CC-PR)
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