30. September 2009, Thüringen

Besuch im Bunkermuseum von Frauenwald

Ein bisschen angst und bange wird einem schon, wenn man im thüringischen Frauenwald das Bunkermuseum betritt: meterdicke Mauern, Türen und Schleusen lassen keine Sonne oder frische Luft herein. Und auch sonst ist die Stimmung bei acht Grad Temperatur in der als Führungsbunker gedachten 3600 Quadratmeter großen Anlage eher gemischt. Der Bunker, der im Ernst- bzw. Kriegsfall während der DDR- Zeit als Stützpunkt für die Bezirkseinsatzleitung des Bezirkes Suhl und auch für das Ministerium für Staatssicherheit gedacht war, ist deutschlandweit einzigartig. Und das vor allem wegen seiner Ausstattung und Funktionstüchtigkeit. Gemeinsam mit dem Verein „Ostdeutsche Militärgeschichte e.V.“ hat die Familie Höhn, die das auf dem Grundstück anliegende Waldhotel „Rennsteighöhe“ betreibt, das Bunkermuseum für Besucher zugänglich gemacht und bietet verschiedene Führungen durch das Gelände an.

„Sie dürfen mich Genosse Major nennen“, begrüßt der Museumsführer in Original Stasi-Uniform die Besucher. Doch nach dem ersten Gelächter geht es schon in den Untergrund: durch die Dekontaminations- Schleuse, in die Funkzentrale, die Privaträume des Kommandanten, die Wasserversorgung, die Waffenkammer. Bei der 50- minütigen Führung erfährt man Interessantes über den Bau des Bunkers in der Zeit zwischen 1973 und 1976, seine Nutzung und die Aufgaben der Besatzung des Bunkers. Noch heute lässt sich im Bunker die zu damaligen Zeiten modernste Nachrichtentechnik, eigene Stromversorgung, Fernschreibermobile sowie stationäre Funktechnik bewundern. Die Atemluft wurde damals und auch heute noch mit Hilfe von Ventilatoren, Filtern und separater Sauerstofferzeugung gesichert. „Alle Anlagen sind heute im Original zu besichtigen und die Besucher sind meistens hin und hergerissen zwischen Ostalgie und Empörung über diesen Teil der Geschichte Ostdeutschlands.“, sagt der Bunkerführer. Das Bunkermuseum ist aufgrund seiner Größe und Struktur ausschließlich in Führungen zu besichtigen. Eine reguläre Führung findet zu jeder vollen Stunde statt und kostet 4,50 Euro für Erwachsene und für Kinder von 6 bis 16 Jahre 2,50 Euro.

Ein ganz besonderer Teil des Bunkermuseums ist der „Bunker im Bunker“. Hier bietet das Hotel „Rennsteighöhe“ das 16 Stunden Programm „reality Erlebnis – Übernachten im Museum“ an: mit Bettenbau, Stasi-Drill, Wachpatrouille, Küchendienst und einer „Gute-Nacht- Geschichte“ – die Umschreibung für den nächtlichen Gefechtsalarm. Dazu wird in 3- stöckigen Kasernenbetten übernachtet. Das Programm ist ab 98,95 Euro pro Person buchbar. (Thüringer Tourismus)



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