23. Dezember 2009, Louisiana

Fackel im Sturm nacherlebt: Besuch auf einer Baumwollplantage in Louisiana

Wohl kaum etwas hat das vorherrschende Bild der US-Südstaaten so geprägt, wie die Baumwollplantagen. Die großen Südstaatenvillen, die weitreichenden Baumwollfelder, aber auch Sklavenarbeit – all das verbindet man mit dem Süden der USA. Und all das findet man auf der Frogmore Cotton Plantation in Louisiana: Die Frogmore Cotton Plantation kann auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurückblicken. Hier kann der Besucher in die Vergangenheit und Gegenwart einer Baumwollplantage eintauchen. Heutzutage ist Frogmore ein hochmoderner Betrieb. Auf dem 728 Hektar großen Gelände werden mit Hilfe modernster Technik täglich 900 Ballen Baumwolle verarbeitet und hergestellt.

Neben der „Modern Tour“, die einen Einblick in das moderne Arbeitsleben auf der Plantage vermittelt, gibt es auch eine historische Führung. Hier bekommen die Besucher eine Vorstellung vom Leben auf einer Baumwollplantage vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.

Auf dem Gelände der Frogmore Cotton Plantation befinden sich 18 restaurierte Gebäude und Konstruktionen aus der Zeit vor dem Sezessionskrieg. Man erfährt Interessantes und Wissenswertes über das Leben der Plantagenbesitzer und der Sklaven und besichtigt Maschinen und Handwerkszeug aus vergangenen Zeiten, darunter ein seltenes Exemplar einer Smithonian Quality Steam Cotton Gin, einer dampfbetriebenen Egreniermaschine zur Entkörnung von Baumwolle.

Das Hauptaugenmerk der historischen Tour liegt jedoch auf den Arbeits- und Lebensbedingungen der Sklaven der damaligen Zeit. In der Zuckerrohrmühle und in der Scheune kann man Werkzeuge und Arbeitsmittel besichtigen, im daneben gelegenen Lagerraum finden sich zahlreiche nützliche Hilfsmittel wie Baumwollsäcke, Körbe, Waagen und andere Dinge, die das Leben um 1800 erleichterten. Und in der Wasch- und Nähhütte sind ein Spinnrad, ein Webstuhl, Bügelutensilien und sogar eine Waschmaschine zu sehen.

Auch die Besichtigung von Sklavenunterkünften ist Teil der Führung. Nach dem Sezessionskrieg wurden diese dann als Unterkünfte für die Pächter genutzt, die gegen einen Teil ihrer Ernte als Pachtbetrag ein Stück Land bewirtschaften durften („sharecropping“).

Auch die „Cooking Cabin“, die Hütte, die als Küche für die Sklavenquartiere diente, wird besichtigt und Dorothy, deren Familiengeschichte eng mit der Frogmore Plantation verwurzelt ist, erzählt von den Lebensgewohnheiten der Sklaven während sie den Ofen zum Brotbacken anfeuert und dabei einen „Hoecake“, einen Maisfladen, zubereitet – eines der typischen Gerichte der damaligen Zeit.

Der Clou der Tour: Rund 10 Monate im Jahr, von Juli bis Mitte April, können die Besucher in die Rolle von Baumwollpflückern und Plantagenarbeitern schlüpfen , sich selbst auf den Feldern versuchen und die Ernte dann einwiegen lassen. Und schon fühlt man sich in die Zeit des Sezessionskrieges zurück versetzt – das ist Fackeln im Sturm-Feeling pur! Die Videos, die während der Tour vorgeführt werden und die Details über Leben und Arbeit auf der Plantage zeigen, sind auch in deutscher Sprache vorhanden.

In Zusammenarbeit mit anderen lokalen Sehenswürdigkeiten bietet die Frogmore Plantation neben den Führungen rund um das Thema Baumwolle noch weitere Touren für Reisegruppen an. So ist die Delta Music Tour ein echtes Highlight, bei der die Besucher eine musikalische Reise durch den Süden unternehmen. Eine Plantagenkirche aus dem 19. Jahrhundert mit original historischen Kirchenbänken bildet den Anfangspunkt dieser Tour, bei der die Besucher Interessantes aus der Vergangenheit der Plantage erfahren, untermalt und begleitet von authentisch gekleideten Musikern und Sängern. Nach einer Plantagenführung geht die Tour in das State of Louisiana Delta Music Museum, wo die Besucher spannende Geschichten über bekannte Südstaatenmusiker wie Jerry Lee Lewis oder Aaron Neville hören.

Die „Music, Mistresses & Marriage“ Tour beginnt in einem Herrenhaus in Natchez, wo die Besucher eine typische Südstaaten-Braut aus gutem Hause bei den letzten Hochzeitsvorbereitungen beobachten dürfen. Die musikalische Reise führt dann in die historische Kirche der Plantage und schließlich wird die Gruppe noch Zeuge einer Sklavenhochzeit auf der Frogmore Plantation. Ein Besuch auf der Frogmore Cotton Plantation ist ein Muss, denn lebendiger kann Geschichte kaum sein! (New Orleans & Louisiana)



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