7. Juli 2010, Stuttgart

Studie stellt Sinn von Stuttgarts unterirdischem Bahnhof in Frage

Stuttgarts Hauptbahnhof soll für fünf Milliarden Euro unter die Erde. Stuttgart 21 (S 21) ist eines der teuersten Bahnprojekte Deutschlands – und das umstrittenste. Eine neue Studie gibt dem Protest gegen das Großprojekt nun neue Nahrung. Das berichtet das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe.

Die Züricher Firma SMA kommt darin zu dem Befund, dass durch S 21 „Infrastrukturengpässe“ entstehen. „Konflikte zwischen Hauptbahnhof und Flughafen mit dem Regionalverkehr“ stellen die Gutachter fest, das alles sei „nicht kompatibel mit den angenommenen Fernverkehrszügen in Stuttgart“. So befürchten sie Fahrzeitverlängerungen. Außerdem monieren die Experten ein „hohes Stabilitätsrisiko“, eine „knapp dimensionierte Infrastuktur“ und stellen laut stern fest: „Gestaltung des Fahrplans nur in geringem Maße möglich.“

Die knapp 60-seitige Studie wurde vor zwei Jahren vom baden-württembergischen Innenministerium in Auftrag gegeben – und ist seitdem unter Verschluss, nur zwei Dutzend Experten kennen ihre Ergebnisse. SMA, das häufig mit der Deutschen Bahn zusammenarbeitet, ist eines der wenigen Ingenieurs-Büros weltweit, das die überaus komplexen Strukturen eines Fahrbetriebs exakt analysieren kann.

Die Mehrheit der Stuttgarter lehnt S 21 ohnehin ab, seit Monaten demonstrieren jeden Montag Tausende gegen das Projekt, mit dessen Bauarbeiten gerade begonnen wurde. Am Samstag wird es eine große Demonstration in Stuttgart gegen den neuen Hauptbahnhof geben. Fast verzweifelt fragen die Gutacher in der Studie ihren Auftraggeber: „Letztes Wort bezüglich Infrastruktur-Dimensionierung gesprochen? Letztes Wort bezüglich Konzeption S-Bahn gesprochen?“ (Gruner & Jahr)



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