6. August 2010, Tasmanien

Tasmanias Straflingsstätten werden offizielles Unesco-Weltkulturerbe

Fünf ehemalige Sträflingsstätten in Tasmanien, dem kleinsten Bundesstaat Australiens, sind zum Unesco Weltkulturerbe ernannt worden. Port Arthur und die Coal Mines Historic Site, beide auf der Tasman Halbinsel gelegen, die Cascade Female Factory im Süden von Hobart, Darlington Probation Station auf Maria Island und Woolmers und Brickendon Estates nahe Longford dürfen sich nun mit dem Titel Unesco Weltkulturerbe schmücken. Insgesamt wurden elf Sträflingsstätten in Australien mit dem begehrten Titel versehen. Die anderen sechs Stätten liegen in New South Wales, Western Australia und Norfolk Island.

Die kurzen Distanzen zwischen den Sträflingsstätten in Süd- und Osttasmanien und die sehr gute Erreichbarkeit der mit am besten erhaltenen und rekonstruierten Stätten der Welt gibt Tasmanien nun die Möglichkeit sich im „Sträflingstourismus“ zu etablieren. Besucher der Insel werden die Gelegenheit haben, die Sträflingshistorie auf dem sogenannten „Convict-Trail“ hautnah zu erleben.

„Die Ernennung zum Unesco Weltkulturerbe sind hervorragende Nachrichten für unsere Tourismusindustrie und gibt uns die Möglichkeit, unseren Besuchern neue Attraktionen zu bieten“, freut sich Felicia Mariani, Ceo Tourism Tasmania.

„Wenn Menschen gefragt werden, was sie mit Tasmanien verbinden, ist der erste Gedanke sicherlich Natur und Wildnis. Das ist keine Überraschung für uns, denn mehr als die Hälfte unserer Insel besteht aus Unesco Weltnaturerbe, Nationalparks- und Wäldern sowie Meeresschutzgebieten. Dass nun diese fünf bedeutenden Sträflingsstätten ausgezeichnet wurden, ist Zeugnis für unsere spannende Geschichte und unser Kolonialerbe.“

Tausende Strafanstalten entstanden im 18. und 19. Jahrhundert in Australien. Sie beherbergten zehntausende Männer, Frauen und Kinder, die von der britischen Justiz, oftmals wegen Bagatellen wie den Diebstahl eines Brotlaibes, verurteilt und in die Sträflingskolonien verschifft wurden. Jede der Stätten diente einem bestimmten Zweck: zum einen dem Gewahrsam der Gefangenen, zum anderen der Rehabilitation durch Zwangsarbeit, um die Kolonien aufzubauen. Die Stätten, die nun den Titel Unesco Weltkulturerbe verliehen bekommen, sind ein Gedenken an die große Sträflingsdeportation und Nachweis der kolonialen Expansion der europäischen Mächte durch die Präsenz und Arbeit der Sträflinge.

Port Arthur und die Tasman Halbinsel gehören zu Australiens berühmtesten Sträflingsstätten. Bis 1877 war Port Arthur eine Gefangenenstation für Verbrecher, die zum zweiten Mal straffällig geworden waren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es sich zu einem großen Industriekomplex entwickelt und die Bestrafungsmethoden wie Auspeitschen mit der gefürchteten „neunschwänzigen Katze“ wurden durch eine Form der psychologischen Bestrafung ersetzt, nach einem System, das im Londoner Pentonville Gefängnis angewandt wurde. Die etwa sechzig Gebäude und die pittoreske Landschaft bieten Besuchern einen bizarren Mix aus der Schönheit der Natur gepaart mit dem Grauen der Geschichte. Port Arthur hat sich in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Touristenattraktionen Tasmaniens und zu der bekanntesten der elf ausgezeichneten Stätten entwickelt.

Die 34. Sitzung des Weltkulturerbe-Komitees wurde unter dem Vorsitz des brasilianischen Kulturministers João Luiz da Silva Ferreira abgehalten. Das Meeting wurde am 25. Juli eröffnet und ging bis zum 3. August. Insgesamt wurden 39 Stätten auf die Weltkulturerbeliste gesetzt. Die Listung der elf Sträflingsstätten ist Australiens 18. Weltkulturerbeauszeichnung. Mehr Informationen über Tasmanien unter: www.discovertasmania.de. (Discover Tasmania)



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