10. August 2010, Gstaad

Chronik des Saanen-Tunnels

Im Dorf Saanen bricht am 20. August 2010 eine neue Ära an. Die Zeiten, in denen sich der Verkehr mitten durchs Dorf wälzte und Fussgänger wie Radfahrer an den Rand drängte, sind in wenigen Wochen vorbei. Die Arbeiten am Saanen-Tunnel sind abgeschlossen, Regierungsrätin Barbara Egger und Gemeinderatspräsident Aldo Kropf werden mit ihren Ansprachen am 20. August die Nordumfahrung freigeben. Das historische Ereignis wird im Dorfkern gebührend gefeiert.

Das Freigabe-Fest markiert den Startschuss für einen umfangreichen Wandlungsprozess, an dem die Einwohner fleissig mitgestalten dürfen und sollen. Die Vorgeschichte reicht weit zurück bis zum Dezember 1989. Damals genehmigte die Gemeindeversammlung den Kredit für die Ausarbeitung einer umfassenden Verkehrsplanung Saanen. In den folgenden Jahren wählt der Gemeinderat eine 13-köpfige Kommission. Zahlreiche Grundlagearbeiten wie Verkehrszählungen werden in Angriff genommen. Erste Kontakte zu den kantonalen Amtsstellen finden statt. Verschiedene Teilkonzepte fügen sich zum Verkehrskonzept Saanen zusammen, das im Herbst 1992 den Dorfbewohnern präsentiert wird.

Grünes Licht vom AGR
Nach zahlreichen Mitwirkungseingaben genehmigt der Gemeinderat im April 1996 den Verkehrsrichtplan.
Im Februar 1997 gibt das Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) grünes Licht. Der Kanton übernimmt Trägerschaft und Zuständigkeit für das Projekt „Nordumfahrung Saanen“.

Unterschriften für eine Südumfahrung
Unmut regt sich im September 1997: Eine Interessengemeinschaft sammelt Unterschriften gegen dieses Projekt und macht sich für eine Südumfahrung stark. Nach umfangreicher Prüfung der Sachlage und öffentlicher Orientierung mündet der Entscheidungsprozess – vom Mehr der Bevölkerung unterstützt – in die nun realisierte Tunnelvariante.

Nach Gesprächen mit dem kantonalen Tiefbauamt sowie der Denkmalpflege nimmt der Kanton 1999 die Planung auf. 2000 wird der Saanen-Tunnel jedoch zurückgestellt. Die Finanzlage lässt eine Ausführung von mehreren Grossprojekten gleichzeitig nicht zu. Im folgenden Jahr lanciert der Dorfverein das „Volksbegehren für eine rasche Realisierung des Umfahrungstunnels des historischen Dorfes Saanen“.

Expertise prophezeit positive Effekte
Eine Expertise, die Prof. Dr. Hansruedi Müller im Auftrag des Gemeinderats erstellt, kommt zu einem klaren Ergebnis: Die Umfahrung wird eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner des Saanendorfes ergeben. Nachteile, wie Kulturlandverlust und Beeinträchtigung des Ortsbildes im Bereich der Tunnelportale, werden darin nicht verschwiegen. Prof. Müller sieht neue Wachstumsimpulse und schätzt die zusätzliche Wertschöpfung auf ca. CHF 3 Mio. pro Jahr als realistisch ein. Der Experte empfiehlt ausserdem, die Erhöhung des Gemeindeanteils an den Baukosten in Erwägung zu ziehen. 2002 beschliesst der Gemeinderat einen Gemeindebeitrag von max. CHF 5 Mio. bei einem Baubeginn bis 2007. Im Oktober genehmigt der Regierungsrat den generellen Strassenplan Umfahrung Saanen mit einem bergmännisch zu erstellenden langen Basistunnel.

Neue Hürden müssen in Angriff genommen werden
2003 stellen sich neue Hürden in den Weg: Der Bund lehnt mit Begründung des ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses den Bau eines Basistunnels ab. Das Bundesamt für Strassen beurteilt das Projekt als nicht wirtschaftlich und verlangt eine offene Linienführung. Eine neue Projektgruppe unter der Führung des Tiefbauamtes nimmt ihre Arbeit auf.

2004. Der Verein für eine ökologisch sinnvolle Tunnelumfahrung formuliert eine Eingabe an den Gemeinderat. Vier neue Varianten zu einer offenen Linienführung und teilüberdeckte Lösungen werden geprüft.
Da eine Überdeckung durch Bund und Kanton nicht mitfinanziert wird, befürwortet der Gemeinderat die Variante 1b mit einer teilweisen Überdeckung. Bis Anfang 2005 gehen 200 Eingaben aus der Bevölkerung dazu ein, welche grossmehrheitlich das Gesamtkonzept befürworten. Bei der Realisierung einer teilüberdeckten Nordumfahrung beträgt der Gemeindeanteil ca. CHF 10 Mio. Beim Bau eines Basistunnels läge er um 19,5 Mio. höher bei ca. CHF 29,5 Mio. Somit ist der Weg zur teilüberdeckten Nordumfahrung frei.

Bevölkerung stimmt Kredit zu
Im Oktober 2006 liegt der fertige Straßenplan öffentlich auf. An der Gemeindeversammlung vom 30. April 2007 stimmt die Bevölkerung dem Projekt sowie einem Kredit von CHF 12,55 Mio. für die Teilüberdeckung der Umfahrung Saanen zu. Im September folgt die Genehmigung des Strassenplanes durch den Regierungsrat, im Januar 2008 die Genehmigung durch den Grossen Rat des Kantons Bern.

Termin wurde eingehalten
Die ersten Bauarbeiten werden Mitte April 2008 vergeben. Am 30. Mai 2008 ist es endlich soweit: Der lang ersehnte Augenblick für den Spatenstich ist gekommen. Der Ostteil des Tagbautunnels wird im Jahr 2009 realisiert, ebenso die weiteren Anpassungen der Schönriedstrasse bis hinunter zur Gemeindeverwaltung. 2010 werden sämtliche Installationen und Signalisationen im Tunnel angeschlossen und letzte Arbeiten an der Strasse vorgenommen. Der provisorische Kreisel bei der Dorfeinfahrt (Spitalzufahrt) wird definitiv angepasst.
Während der ganzen Bauzeit konnten die Termine gut eingehalten werden. (Gstaad Saanenland Tourismus)



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