14. August 2010, Ungarn

Wein-und Obstbrände auf Ungarisch

Ungarn ist ein Weinland mit einer mehr als 2.000-jährigen Tradition. Aber hier entstehen auch köstliche Wein-und Obstbrände sowie ausgezeichnete Liköre. Schnaps, auf Ungarisch Pálinka, wird zwar überall gleich gebrannt, doch die Einzigartigkeit des Barack, einem Marillen-Brand, liegt in seinen Früchten. Sie stammen aus einer der wärmsten Regionen Ungarns und erhalten ihren besonderen Geschmack durch den dortigen Sandboden.

Der Sand ist ein schlechter Wärmespeicher, strahlt am Tag viel Wärme auf die Früchte ab und kühlt nachts stark ab. Diese Mischung aus Sand, Sonne und Nachtkälte geben den Marillen aus Kecskemét ihr unvergleichliches Aroma. „Destillat der Sonne“ nennen die Einheimischen daher ihren Barack Pálinka. Wer ihn einmal gekostet hat, weiß wovon die Rede ist. Je nach Witterung im Frühling werden jährlich zwischen 1.000 und 10.000 Tonnen Marillen geerntet, die in einem besonders schonendem Verfahren destilliert werden, um den vollen Geschmack der Früchte zu erhalten. Der echte Marillen-Schnaps ist klar, mit weiß bis leicht gelblicher Färbung.

Hätten Sie‘s gewusst? Laut Lebensmittelgesetz darf in Ungarn nur als Pálinka bezeichnet werden, was zu 100 Prozent aus ungarischem Obst gebrannt ist, in Ungarn abgefüllt wird und einen Alkoholgehalt von mehr als 37,5 Prozent hat. Seit dem Jahre 2004 haben zudem nur Ungarn und vier österreichische Bundesländer das Recht, ihre entsprechenden Produkte als Pálinka zu bezeichnen. In Ungarn gehört der Begriff Pálinka zu den so genannten Hungarika, also ungarischen Spezialitäten, die als Eigenmarken geschützt sind.

Was dem einen der Schnaps, ist dem anderen der Likör – bei dem sich wiederum die Geister bei der Frage scheiden, ob der bitter oder süß sein soll. Für einen Ungarn gar keine Frage! Hier schwört man auf einen Kräuterlikör, der pechschwarz und gallebitter daherkommt – und selbst für Kenner ein echter Geheimtipp ist. Was den Deutschen ihr Jägermeister, das ist den Ungarn nämlich ihr Unicum.

Zu seiner Herstellung werden verschiedene Kräutern mit Alkohol versetzt und als Genussmittel mit Heilwirkung verkauft. Unicum ist ein naturreines Destillat, das seit über 200 Jahren nach einem Geheimrezept entsteht. Der herbe Geschmack ist für Bitter-Fans Genuss pur, für andere eher gewöhnungsbedürftig. Probieren lohnt sich aber dennoch – und sei es nur als köstliche „Medizin“. Es heißt, der Habsburger Kaiser Joseph II. habe ihm seinen Namen gegeben. Er habe nach dem Genuss des Magenbitters seines Hofarztes Zwack „Das ist ein Unicum!“ ausgerufen.

Wer sich dem Inhalt der dunklen, bauchigen Kugelflasche mit dem weißroten Kreuz behutsam nähern will, ist im Budapester Unicum-Museum richtig. Filmvorführungen, musizierende Vitrinen, erzählende Objekte und eine der größten Miniflaschen-Sammlungen in ganz Europa (15.000 Stück!) berichten von der Herstellerfamilie Zwack und ihrer wechselvollen Geschichte, beginnend in der K. und K.-Zeit bis hin zur Gegenwart. Jeder Rundgang endet im Probierzimmer, wo neben Unicum auch andere Zwack-Produkte gekostet werden können. Besucherzentrum und Museum sind montags bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.zwackunicum.hu. (Ungarisches Tourismusamt)



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