21. August 2010, Polen

Kulturfestivals bestimmen den Herbst in Polen

Polen feiert in diesem Jahr den 200. Geburtstag von Fryderyk Chopin. Der alle fünf Jahre in Warschau veranstaltete Chopin-Pianowettbewerb bildet einen neuen Höhepunkt im Chopin-Jahr 2010. In Wrocław (Breslau) steht hingegen Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt des herbstlichen Festivals Wratislavia Cantans. Auch andere Festivals bereichern den Kulturherbst in den Städten des Nachbarlandes. Auf Liebhaber der bildenden Kunst warten die Biennalen in Poznań (Posen) und Łódź.

Bereits zum 45. Mal findet in diesem Herbst das internationale Festival „Wratislavia Cantans“ in der niederschlesischen Metropole Wrocław statt. In den schönsten Kirchen und Konzertsälen erklingen vom 4. bis 12. September Oratorien, Symphonien und Kantaten. Das diesjährige Festival ist vor allem der Musik von Johann Sebastian Bach gewidmet.

Unter anderem wird der belgische Dirigent Philippe Herrweghe in Breslau erwartet. Er zählt zu den wichtigsten Protagonisten der historischen Aufführungspraxis, bei der Instrumente aus der Epoche des jeweiligen Komponisten zum Einsatz kommen. Unter seiner Leitung wird Bachs Messe in B moll aufgeführt.
Beim Abschlusskonzert treten mehr als 450 Musiker auf. Paul McCreesh, der künstlerische Leiter des Festivals, dirigiert dabei die Große Totenmesse, ein Monumentalwerk von Hector Berlioz. Während des neuntägigen Festivals finden auch zahlreiche Konzerte in historischen Gebäuden in der Umgebung Breslaus statt.

Zu einem der wichtigsten europäischen Festivals für zeitgenössische Musik hat sich „sacrum + profanum“ in der Kulturstadt Kraków (Krakau) entwickelt. Es findet vom 12. bis 18. September 2010 statt und widmet sich in seiner achten Auflage besonders der Musik Nordeuropas.

Eigens für das Festival entstand das Projekt múm & friends. Die isländische Band múm, bekannt für experimentelle Musik, wird verstärkt durch weitere isländische Künstler, die Sinfonietta Cracovia und den Chor des Polnischen Rundfunks. Gemeinsam bestreiten sie das Auftaktkonzert an einem ungewöhnlichen Ort – in der Verzinkerei des Stahlwerks von Nowa Huta.

Dort ist an den beiden letzten Tagen auch der Gitarrist und Sänger Jónsi zu erleben, mit bürgerlichem Namen Jón Pór Birgisson, Mitbegründer der legendären Band Sigur Rós und gerade mit seinem ersten Soloalbum auf Welttournee. Sein Falsettgesang, das Spiel der E-Gitarre mit einem Cellobogen und eine Atem beraubende Bühnenshow machen den Paradiesvogel unverwechselbar.

Erwartet werden darüber hinaus bekannte Interpreten zeitgenössischer Musik wie das Klangforum Wien, London Sinfonietta, das niederländische Ensemble Asko/Schönberg und das Frankfurter Ensemble Modern.
Um das Keyboard dreht sich alles beim 53. internationalen Festival Warszawska Jesień (Warschauer Herbst) in der polnischen Hauptstadt. Das älteste Festival für zeitgenössische Musik in Mittel- und Osteuropa will damit die Brücke schlagen zum Chopin-Jahr, das zum 200. Geburtstag des Klaviervirtuosen in Polen veranstaltet wird. Die ganze Vielfalt der Keyboards wird während der Konzerte vom 17. bis 25. September zu erleben sein, unter anderem bei einem Kooperationsprojekt der Warschauer Musikuniversität und des Norwegischen Zentrums für Technologie in Musik und Kunst (NOTAM).

Eröffnet wird das Festival mit der Erstaufführung von einem Werk des bekannten polnischen Komponisten Zygmunt Krauze für vier Pianos und ein Orchester. Auch zahlreiche andere Kompositionen werden in Warschau ihre Welturaufführung erleben. Als Gegenpart zum Hauptthema werden Arbeiten präsentiert, in denen die Stimme im Mittelpunkt steht, darunter „In der Matratzengruft“, die letzte Arbeit des 2008 verstorbenen Komponisten Mauricio Kagel.

Im 200. Geburtsjahr von Fryderyk Chopin messen sich die weltbesten Nachwuchs-Pianisten beim Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau. Der begehrte Preis für junge Pianisten wird alle fünf Jahre vergeben. Eröffnet wird der Wettbewerb mit zwei öffentlichen Konzerten früherer Preisträger, darunter der argentinischen Pianistin Martha Argerich, am 1. und 2. Oktober. Die öffentlichen Abschlusskonzerte mit den diesjährigen Preisträgern finden am 22. und 23. Oktober statt. Dazwischen gibt es zahlreiche weitere Aufführungen für die breite Öffentlichkeit.

Neben musikalischen Highlights bietet der Kulturherbst in Polen auch zwei wichtige Kunstpräsentationen. In der westpolnischen Stadt Poznań wird vom 5. September bis 30. Oktober die zweite Mediations Biennale veranstaltet. Die Eröffnung der Kunstschau fällt zusammen mit der ASEM-Konferenz, zu der 43 Kulturminister aus Asien und Europa erwartet werden. Bei der ersten Biennale wurden rund 250 Arbeiten von Künstlern aus dem In- und Ausland gezeigt. Wichtigste Ausstellungsorte sind das Nationalmuseum und das Kulturzentrum im ehemaligen Kaiserschloss, daneben sind zahlreiche Exponate in Galerien sowie im öffentlichen Raum zu sehen.
Die 3. Kunstbiennale Fokus Łódź findet vom 11. September bis 10. Oktober statt. Der Titel „Vom plac Wolności zum plac Niepodległości“ benennt die Endpunkte der Piotrkowska-Straße. Entlang der fünf Kilometer langen Magistrale von Łódź sollen die von einer internationalen Jury ausgewählte Künstler Arbeiten präsentieren, die sich auf das unmittelbare Umfeld beziehen. Während so genannter Workshop-Tage vor der Biennale können Passanten die Entstehung der Kunstwerke beobachten. Die Biennale sieht sich in der Tradition der Ausstellungsreihe „Construction in Process“. Sie fand erstmals kurz vor Beginn des Kriegsrechts 1981 in Łódź statt und war die bis dato größte Schau westlicher Kunst in Mittel- und Osteuropa.

Informationen:
Infos zu den genannten Veranstaltungen finden sich auf folgenden Websites: www.wratislaviacantans.pl, www.sacrumprofanum.com , www.warszawska-jesien.art.pl , www.konkurs.chopin.pl , www.mediations.pl , www.biennalelodz.pl Allgemeine Auskünfte über Reisen nach Polen erteilt das Polnische Fremdenverkehrsamt, www.polen.travel (Polnisches Fremdenverkehrsamt)



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