24. September 2010, Reisereportagen

Herbstliche Pilzsuche auf der iberischen Halbinsel

Wenn morgendliche Nebelschwaden die Wälder der Bergregionen Spaniens einhüllen und sich die Bäume ein buntes Kleid anlegen, begeben sich zahlreiche Naturfreunde und Gaumengenießer auf Wanderschaft, den Blick nach unten gesenkt, auf der Suche nach Pilzen. In den Pinien-, Buchen- und Eichenwäldern, auf den Wiesen und Weiden findet man neben den häufig vorkommenden Edelreizkern und Steinpilzarten an die 2.000 Pilzarten. Obwohl Pilze hier das ganze Jahr über wachsen, ist der Herbst die Jahreszeit für das größte Pilzvorkommen.

Zahlreiche Pilzliebhaber zieht es in den Nordosten Spaniens in die Täler der Pyrenäen Kataloniens. Vor dem Hintergrund der mächtigen Bergriesen, deren Kuppeln und Flanken oft schon mit dem ersten zarten Weiß bedeckt sind, finden sich die Pilzfreunde vor allem zwischen Ende September und Anfang November ein. Dann wird eingeladen zu gastronomischen Tagen rund um den Pilz, Ausstellungen, Pilzmärkte und –feste, wie dem von Arties im Vall d’Aran vom 19. bis 21. September oder dem Steinpilzfest in Vilaller im Landkreis Alta Ribagorza am 01. November. Auf Naturlehrpfaden und Pilwanderungen werden Neulinge in das Thema eingewiesen oder auf ihrer Suche unterstützt. Bekannt sind die Täler der Katalanischen Pyrenäen bisher vor allem für ihren Reichtum an romanischer Architektur. Ein gesamtes Tal, das Vall de Boi, wurde von der UNESCO aufgrund seiner Dichte an romanischen Kirchen, deren Türme aus den ursprünglichen Bergdörfern mit ihren blumengeschmückten Steinhäusern hervorragen, zum Kulturgut der Menschheit deklariert. Sie und die Schönheit der Natur mit den Berggipfeln und bunten Wäldern, mit Wasserfällen und stillen Bergseen bilden ein herrliches Panorama vor dem Pilzgenuss, der in zahlreichen Restaurants mit speziellen Degustations-Menüs rund um das Thema seinen Höhepunkt findet. Alles zum Thema Pilze in den Katalanischen Pyrenäen sowie die entsprechenden Termine findet man im Internet unter: www.lleidatur.com/ale/gastronomie-pilze-pyrenaen-lleida-spanien.html.

Neben den Gebieten rund um das katalanische Vall d’Aran warten auch die Pyrenäen Aragoniens und die Orte in der Nähe des Ordesa-Nationalparks und vor allem das Valle de Echo mit ihrem Pilzreichtum und speziellen Programmen zur Pilzsaison auf. Informationen im Internet unter: www.pirineo.com/especiales/naturaleza/mundo-las-setas-paraiso-seteros.

Im Südwesten der Pyrenäentäler, unweit von Pamplona liegt das stille Valdorba-Tal, das ebenfalls reich bestückt ist mit Zeugnissen der Romanik. Naturliebhaber finden hier eine der größten Greifvögelkolonien Europas, dichte Wälder aus Steineichen und Buchen, weite Getreidefelder und kleine verschlafene Ortschaften und seit einigen Jahren den größten Windpark in Europa. Während im Dezember alljährlich Trüffelkenner zur Trüffelmesse von Valdorba pilgern, die weit über die Landesgrenzen bekannt ist, werden im Herbst unter dem Namen „Micovaldorba“ Pilzwanderungen organisiert.

Dichte, sattgrüne Wälder überziehen die Hügelketten rund um Cangas de Narcea in Asturien im Norden Spaniens. Hier befindet sich eines der größten Waldgebiete der Iberischen Halbinsel mit dem Naturpark der Fuentes del Narcea, Degaña e Ibias und dem Biologischen Reservat von Muniellos, der darüber hinaus einen der besterhaltenen Eichenwälder Europas beherbergt. Pilzliebhaber kommen auch hier in der Stille dieser unendlich scheinenden Waldlandschaft, die uralte geschichtliche Zeugnisse wie Dolmengräber und die alten Rundhäuser, die Pallozas der keltischen Vorfahren beherbergt, im Herbst voll auf ihre Kosten. Etwas weiter östlich gelegen, finden in der kleinen Stadt Mieres alljährlich vom 24. Oktober bis 09. November Pilz-Gastronomietage statt, in deren Mittelpunkt die Pilze der Saison, aber auch andere kulinarische Produkte der Region stehen, alles begleitet vom typischen Getränk von Asturias, der Sidra.

Ein nahezu unbekannter Landstrich Spaniens ist die Region des Maestrazgo im Hinterland der Costa del Azahar. Sie erstreckt sich mit ihren Gebirgen- und Hügelketten, schroffen Felslandschaften, Wäldern, tiefen Schluchten und fast in der Vergangenheit versunkenen Dörfern über die Autonomieregionen Valencia und Aragonien. Zahlreiche Burgen weisen auf ihre Vergangenheit hin, als die Region von Ritterorden regiert wurde. Heute ist der Maestrazgo bei Gastronomen und Gourmets bekannt für seinen Trüffel- und Pilzreichtum. Während im Februar in den Orten Morella und Zorita Märkte rund um die sogenannten „Schwarzen Diamanten“ des Maestrazgo, die Trüffel, abgehalten werden, zieht es im Herbst Wanderer und Pilzsucher in die Umgebung des mittelalterlichen Städtchens Valderrobres und nach Beceite zum Pilzsuchen und zu den gastronomischen Tagen Ende Oktober.

Mehr als 400 Pilzsorten, darunter in der Mehrzahl Morcheln und der schmackhafte Kräuterseitling, zählen Kenner in der Sierra de las Nieves in der andalusischen Provinz Málaga. Gerade im Herbst, wenn sich die Hitze des andalusischen Sommers gelegt hat, ist es besonders schön, diesen Teil des spanischen Südens, der zur Serranía de Ronda gehört, zu erwandern. Ausgehend von dem weißen, über der Tajo-Schlucht schwebenden Städtchen Ronda, in das sich bereits der deutsche Dichter Rilke verliebt hatte, lassen sich die tiefen Schluchten, Steineichen- und Nadelwälder mit dem hier einheimischen, wohlriechenden Pinsapo-Baum am besten entdecken. Dazwischen liegen die verträumten weißen Dörfer Andalusiens mit ihren engen Gassen, roten Ziegeldächern und gemütlichen Plazas, auf denen man die ruhigen Tage des Herbstes ausklingen lassen kann.

Ein ganz besonderer gastronomischer Genuß bietet die Sierra de Aracena mit dem berühmten Pata-Negra-Schinken, dem unvergleichlichen Schwarzhufer-Schinken von den iberischen Schweinen. Aber auch Pilzkennern ist die Region, die zur Provinz Huelva gehört und das Hinterland der Costa de la Luz bildet, ein Begriff. Besonders zahlreich ist das Vorkommen der Wulstlinge und Steinpilzarten. Mitte November kommen zahlreiche Pilzfreunde in die kleine Stadt Aracena, in deren Zentrum sich die ehemalige Burg nebst Templerkirche erheben, zu den gastronomischen Tagen rund um die Spezialität. Dann werden Pilzwanderungen in die waldreiche Umgebung, Ausstellungen zum Thema und natürlich gastronomische Kostproben in den Restaurants des Ortes und seiner umliegenden Dörfer organisiert.

Wer Pilze mag und gerne seine Reisen unter ein gastronomisches Motto stellt, findet im herbstlichen Spanien von Nord nach Süd zahlreiche Gelegenheiten in unverwechselbaren Landschaften, die nicht selten auch überraschende kulturelle Kleinode bergen. Es versteht sich von selbst, dass Restaurants und Hotels in den Pilzregionen zur Erntezeit spezielle Degustations-Menüs rund um das Thema anbieten. Am besten man erkundigt sich vor Ort in den jeweiligen örtlichen Tourismusbüros.

Übrigens: Das ausführlichste mykologische Museum Spaniens, in dem weit mehr als 200 Pilzarten ausgestellt und erklärt werden, befindet sich in Rabanales in der kastilischen Provinz Zamora, die selbst auch zu den führenden spanischen Regionen für Pilzkenner gehört.

Informationen zu den oben beschriebenen Regionen gibt es in den Spanischen Fremdenverkehrsbüros und im Internet unter: www.spain.info. (Tourspain)



» Diesen Artikel via Mail weiterempfehlen





Das könnte Sie auch interessieren:

Weitere Beiträge zum Thema: