17. Februar 2011, Mecklenburgische Küste

Wanderung der blauen Frösche in Graal-Müritz

Er macht blau, aber an Ausruhen ist nicht zu denken. Jedes Frühjahr geht der Moorfrosch zu Tausenden auf eine gefährliche Wanderschaft. Sein Ziel sind die Laichplätze im Ribnitz-Müritzer Moor. Das Einzigartige am Moorfrosch: Für wenige Tage verfärben die männlichen Tiere sich und tragen statt des ansonsten unscheinbaren Brauns ein leuchtend blaues „Hochzeitskleid“.

Im April ist das Natur-Spektakel zwei bis drei Wochen lang zu sehen. Graal-Müritz bietet in dieser Zeit Naturführungen zu den Fröschen an.

Dem Moorfrosch Rana arvalis, der auf der Roten Liste bedrohter Tierarten steht, reicht im beginnenden Frühling schon ein sonniger Nachmittag, um in Paarungslaune zu kommen und zum Blaumann zu werden. Das passiert meist Mitte April, bei einem milden Winter auch mal früher, bei einem ungewöhnlich kalten eher später. Haben die paarungswilligen Weibchen angebissen und den Antrag angenommen, dauert es nicht lange, bis die blaue Lymphflüssigkeit unter der Haut auch schon wieder verschwunden ist.

Im Hochmoor von Graal-Müritz ist dieses ungewöhnliche Schauspiel ungefähr zwei bis drei Wochen lang zu beobachten. „Denn die Frösche sind ja nicht alle gleichzeitig in Paarungslaune, einige verschlafene Exemplare warten damit sogar bis in den Mai hinein“, erklärt Biologe Eduard Abramowski, der in Graal-Müritz Wandergruppen durch das Moor führt. Mitte April ist, laut Stadtförster Falk Fleischer von der Nachbargemeinde Riebnitz-Damgarten, die sicherste Zeit, um die blauen Frösche beobachten zu können.

Von hellem bis tiefdunklem Königsblau reicht die Farbpalette auf der Froschhaut. Wer so schön ist, hat lautes Quaken nicht nötig. Wenn die balzenden und dabei leise blubbernden Froschmänner durchs Moorwasser schwimmen oder in Gräben, Senken und Torfstichen sitzen, sind sie eine Attraktion für große und kleine Besucher. Dann sollte man unbedingt mit einer der Führungen ins Moor gehen. Die Frösche sind nicht scheu, sie lassen sich von den Naturführern sogar in die Hand nehmen. „Vor allem für Kinder ist es ein Erlebnis, die Frösche ganz aus der Nähe zu betrachten, so lernen bereits die Kleinsten Tiere zu lieben und zu respektieren“, sagt Eduard Abramowski.

Das Ribnitz-Müritzer Hochmoor, das in unmittelbarer Nähe zur Ostsee liegt, ist der ideale Lebensraum für die selten gewordenen Moorfrösche. Jahrhunderte lang wurde hier Torf abgebaut, bis das rund drei Quadratkilometer große Moor in den 90er Jahren als Naturschutzgebiet ausgewiesen und renaturiert wurde. Dabei konnte der Wasserspiegel angehoben werden, so dass sich die Moorseen wieder füllten und dem Moorfrosch und anderen Tier- und Pflanzenarten eine neue (alte) Heimat gaben.

Während der Wanderung der blauen Frösche bieten die Kurverwaltung Graal-Müritz und das Forstamt in der Nachbargemeinde Ribnitz-Damgarten Naturführungen ins Moor an. Ab Anfang April können sich Interessierte auf der Website von Graal-Müritz darüber informieren, für wann die Wanderung der blauen Frösche erwartet wird. (TV Graal-Müritz)



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