8. Juni 2011, Polen

Polen rüstet sich für die Fußball-EM 2012

Trotz leichter Verzögerungen beim Stadionbau fühlt sich Polen gut gerüstet für die Fußball-Europameisterschaft 2012. Genau ein Jahr vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels in Warszawa (Warschau) geben sich Vertreter des polnischen Sports und der Touristikbranche optimistisch. „Wir freuen uns auf dasSommermärchen 2012“, erklärte Jan Wawrzyniak, Direktor des Polnischen Fremdenverkehrsamtes, vor der Presse in Berlin. Polen erwartet während der EURO 2012 bis zu einer Million ausländischer Gäste. „Sie werden gute Unterkünfte und eine funktionierende Infrastruktur vorfinden“, ist sich Wawrzyniak sicher.

Die nächste Fußball-Europameisterschaft wird vom 8. Juni bis 1. Juli 2012 in Polen und der Ukraine ausgetragen. Im Nachbarland Polen sind die vier Spielorte Warschau, Gdańsk (Danzig), Poznań (Posen) und Wrocław (Breslau) vorgesehen. „Mit der EURO 2012 ist das umfangreichste Investitionsprogramm in der jüngeren Geschichte Polens verbunden“, erklärte Tomasz Zahorski, Vertreter der Gesellschaft PL.2012, die die Vorbereitungen für die Europameisterschaft in Polen koordiniert. Neben den vier EM-Stadien entstehen neue Autobahnen und Fernstraßen. Bahnhöfe und Flughäfen werdenmodernisiert und auch Hunderte neuer Hotels wurden bereits gebaut. Polen werde zum Start der EURO 2012 „über eine der modernsten Sport-Infrastrukturen in Europa verfügen“, so Zahorski.

Zuletzt gab es Meldungen über Verzögerungen bei den Stadionbauten. Das am 9. Juni 2011 in Danzig geplante Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Polen musste verlegt werden, weil das neu errichtete Stadion zu diesem Zeitpunkt noch nicht bespielbar ist. Am neuen Nationalstadion in Warschau wurden kürzlich ernsthafte Mängel festgestellt. Unter anderem gibt es dort fehlerhafte Entwürfe für die Strom-Installation und die als Notfluchtwege vorgesehenen Außentreppen wurden offenbar falsch verlegt Das ausführende Baukonsortium um die österreichische FirmaAlpine soll nun kurzfristig einen realistischen Zeitplan vorlegen, wie die Mängel beseitigt und die Arbeiten abgeschlossen werden können.

Tomasz Zahorski sieht die EURO 2012 hierdurch nicht gefährdet. Das neue bernsteinfarbene Stadion in Gdańsk mit seinen 44.000 Plätzen sei bereits ein Jahr vor der EURO 2012 weitestgehend fertig; nur im Außenbereich seien noch Arbeiten erforderlich, erklärte er. Das Stadion soll am 23. Juni 2011 als zweiter der vier polnischen EM-Spielorte offiziell eröffnet werden. Bereits im September 2010 wurde das Stadion in Poznań nach umfangreichen Modernisierungs- und Ausbauarbeiten wieder eröffnet.

In Wrocław gehen die Arbeiten ebenfalls planmäßig voran. Für September 2011 sind bereits eine Reihe von Events zur Eröffnung des neuen Stadions vorgesehen: Zunächst rollen am 3.September Monster-Trucks in das neue Stadion, dann kämpft am 10. September Box-Weltmeister Vitali Klitschko gegen seinen polnischen Herausforderer Tomasz Adamek und schließlich gibt es zuroffiziellen Eröffnungsfeier am 17. September ein Konzert des britischen Megastars George Michael.

Größere Probleme bereite momentan das Nationalstadion in Warschau, räumt Zahorski ein. Im schlimmsten Fall müsse das für den 6. September zur Eröffnung des Nationalstadions geplante Freundschaftsspiel Polen – Deutschland verlegt werden. Als Ausweichadresse böte sich hierfür die neue Arena in Danzig an. Eine Gefahr für die EURO 2012 sieht Tomasz Zahorski allerdings nicht. „Wir haben noch ein Jahr bis zum Eröffnungsspiel. Genügend Zeit also, um die Fehler auszubessern.“ Notfalls auch mit anderen Unternehmen, denn das Nationale Sport Zentrum als Betreiber des Stadions hat den Baufirmen bereits vorsorglich mit einer Auflösung der Verträge gedroht.

Wenig Sorge bereitet Zahorski auch die Entwicklung der Infrastruktur. „Wir gehen davon aus, dass alle wichtigen Vorhaben wie die Lückenschließungen auf der Autobahn A2 rechtzeitig abgeschlossen werden“, betonte er. Die Autobahn verbindet Warschau mit Berlin; die beiden letzten Teilstücke sollen im Frühjahr 2012 übergeben werden.

Neben der modernen Infrastruktur sieht Piotr Gołos, Marketingdirektor des polnischen Fußballverbandes PZPN, „die persönliche Zufriedenheit eines jeden Besuchers als Schlüssel zum Erfolg.“ Daher lege man „ein besonderes Augenmerk auf den Aufbau eines Freiwilligendienstes und die Erhöhung der Kompetenz der Personen, die einen direkten Kontakt mit den Gästen haben.“ Rund 2.800 freiwillige Helfer sollen den ausländischen Besuchern während der EM mit Rat und Tat zur Seite stehen. Einige Tausend Angehörige des öffentlichen Dienstes sowie Servicekräfte, die direkten Kontakt mit den Besuchern haben, werden ab Mitte des Jahres an speziellen Schulungen teilnehmen.

„Um die Sicherheit in den polnischen Stadien zu verbessern, arbeiten wir an technischen Lösungen für eine wirksame Kontrolle des Zugangs“, erläuterte Gołos. Außerdem werde eine zentrale Datenbank aufgebaut, um gewaltbereite Fans aus den Stadien fernzuhalten. Hier arbeite man eng mit der Polizei, den staatlichen und lokalen Behörden zusammen. Darüber hinaus arbeite sein Verband am Aufbau der Fan-Clubs in Polen. Damit verfolgten die Fußball-Clubs nicht nur wirtschaftliche Ziele, sondern wollten „auch langfristig guten Beziehungen zu den wichtigsten Kunden, den Fans und den Sponsoren, aufbauen.“

Was Fußballclubs tun können, um für gute Bedingungen in den Stadien zu sorgen demonstrierte Izabella Łukomska-Pyżalska. Die junge Bauunternehmerin steht seit einigen Monaten dem Traditionsclub Warta Poznań vor. Sie krempelte den finanziell angeschlagenen Verein um, öffnete ihn für andere Bevölkerungsgruppen und organisiert Benefizveranstaltungen für ein Kinderhospiz. Seit dem Wechsel an der Spitze feiert der Club nicht nur sportliche Erfolge sondern freut sich auch über steigende Zuschauerzahlen im neuen Posener EM-Stadion. Teilweise seien heute über 90 Prozent der Zuschauer Familien mit Kindern, so Łukomska-Pyżalska. Gewalt im Stadion ist kein Thema für Warta.

Friedliche, fröhliche und packende Spiele erwartet Jan Wawrzyniak, der Chef des Polnischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland. Denn die EURO 2012 soll auch eine gute Werbung für das Gastland Polen sein. Bis zu einer Million ausländischer Fans erwarten die polnischen Touristiker. Damit sie gut unterkommen wurden in den vergangenen Jahren Hunderte neuer Hotels gebaut. Die von der UEFA geforderte Zahl von Unterkünften an den vier Spielorten habe man bereits ein Jahr vor der EURO deutlich überschritten. 2012 werde es etwa 2.100 Hotels in Polen geben, 40 Prozent mehr als im Jahre 2006.

Auch ohne Tickets für die Stadien sollten die Fans in den vier polnischen Spielorten auf ihre Kosten kommen, betont Piotr Gołos. So entsteht am Warschauer plac Defilad zu Füßen des mächtigen Kulturpalastes eine offizielle Fanmeile für bis zu 100.000 Besucher, wo man die Spiele gemeinsam auf riesigen Monitoren erleben kann. Auch in den Zentren von Gdańsk, Poznań und Wrocław werden Fanmeilen für jeweils 30.000 bis 50.000 Besucher eingerichtet. Daneben gibt es zahlreiche weitere Plätze für das Public Viewing.

Für Polens Touristiker bedeutet die EURO 2012 eine einmalige Chance, ihr Land in Europa und der Welt zu präsentieren. Bereits jetzt startet die Polnische Organisation für Tourismus in Deutschland und anderen wichtigen europäischen Quellmärkten eine groß angelegte Werbekampagne. Unter dem Titel „Move your imagination“ soll das Bild eines jungen und modernen Landes mit einzigartigen natürlichen und kulturellen Schätzen vermittelt werden. „Unser polnisches Sommermärchen wird den Abschluss und Höhepunkt der Werbekampagne bilden“, betonte Jan Wawrzyniak. „Wir möchten nicht nur mit unserer Mannschaft ganz vorne mitspielen, sondern am Ende derEURO 2012 auch in der Tabelle der beliebtesten Reiseziele der Deutschen weiter oben stehen“, hofft der Touristik-Werber. Bereits jetzt nimmt das Nachbarland Polen auf der Liste der beliebtesten Auslandsziele der Deutschen einen guten sechsten Platz ein.

Informationen:
Auskünfte über Reisen nach Polen erteilt das PolnischeFremdenverkehrsamt in Berlin, Tel. 030-21 00 92 0, www.polen.travel Informationen zur Vorbereitung der Spiele bietet die Website www.2012.org.pl Informationen zum polnischen Fußballverband PZPN gibt es auf der Seite www.pzpn.pl (FVA Polen)



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