21. September 2011, Posen (Poznań)

Ehemaliger Kaiserbahnhof von Posen saniert

Der ehemalige Kaiserbahnhof in der polnischen Großstadt Poznań (Posen) erstrahlt nach gründlicher Sanierung wieder in neuem Glanz. Der Bahnhof war 1913 für Kaiser Wilhelm II. erbaut worden,dessen Residenz sich nur wenige Meter entfernt befand.

Das aus einem 300 Meter langen Bahnsteig und einem kleinen, im historistischen Stil errichteten Bahnhofsgebäude bestehende Ensemble war 1913 im Vorfeld des Hauptbahnhofs als exklusive Station für den deutschen Kaiser und seine Familie erbaut worden. Posen sollte damals zur Residenzstadt im Deutschen Reich ausgebaut werden. Im Rahmen dieses Vorhabens war auch das königlich-kaiserliche Residenzschloss entstanden, das im vergangenen Jahr seinen 100. Geburtstag feierte. Wilhelm II. nutzte den Privatbahnhof aber nur ein einziges Mal – beim Besuch mit seiner Familie im August 1913.

Am 26. Dezember 1918 traf hier der Pianist und spätere Ministerpräsident Polens, Jan Ignacy Paderewski, ein. Ein Tag später begann der Großpolnische Aufstand gegen die deutsche Herrschaft, der als einziger der polnischen Aufstände erfolgreich ausgehen sollte. Fortan gehörte Großpolen zum polnischen Staat. Diesem Umstand zu Ehren soll der Bahnhof künftig den Namen Paderewskis tragen. In der Zwischenkriegszeit wurde der Bahnhof weiterhin für Staatsoberhäupter genutzt, es fuhren aber auch regelmäßig Züge in die beliebten Ausflugsorte rund um Posen. Daher auch sein polnischer Name Dworzec Letni (Sommerbahnhof). Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel der Bahnhof zusehends und wurde kaum noch genutzt.

Nun wurde er für rund 1,5 Millionen Euro runderneuert. Ab Dezember sollen hier die neuen Regionalzüge der Großpolnischen Eisenbahngesellschaft (Koleje Wielkopolskie) halten. Im Rahmen der Modernisierungs- und Restaurierungsarbeiten erhielten der Bahnsteig und daseingeschossige Bahnhofsgebäude ihre ursprüngliche Gestalt wieder. Die technische Infrastruktur wurde modernisiert, bei der Sanierung wurden einige Originalelemente wiederentdeckt, wie beispielsweise ein Türflügel aus Eichenholz sowie Teile des ursprünglichen Bahnsteigbelags aus Kopfstein. Auch das Bahnhofsumfeld wurde verschönert und an die Bedürfnisse moderner Fahrgäste angepasst. Die gesamte Anlage ist barrierefrei gestaltet.

Betrieben wird der Bahnhof von der polnischen Staatsbahn PKP, die bereits einen Nutzungsvertrag mit der Großpolnischen Eisenbahngesellschaft unterzeichnet hat. Das 2009 gegründete Privatunternehmen will den Kaiserbahnhof ab Dezember 2011 für ihre neuen Regionalzugverbindungen nach Wągrowiec (Wongrowitz), Gołańcz (Gollantsch) und in das polnische Dampflok-Mekka Wolsztyn (Wollstein) nutzen. Seit Juni 2011betreibt sie bereits mehrere regionale Verbindungen aus dem Mittelzentrum Leszno (Lissa). (FVA Polen)



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