6. Januar 2013, Salzburg

Vir-Gin heißt jetzt Gin-Alpin

Wie die kleine Salzburger Edelbrennerei Guglhof dem mächtigen, multinationalen Virgin-Konzern des Milliardärs Sir Richard Bransons ins Gehege kam und eine Jungfrau umgetauft werden musste.

Eigentlich schien alles rechtens und hochoffiziell abgesegnet: Anton Vogl hatte in der kleinen Edelbrennerei Guglhof in Hallein bei Salzburg 2010 ein traditionelles Produkt seines Vaters wieder aufgegriffen: Wacholder. Aber nicht als eindimensionalen Wacholderbrand, sondern als raffinierten Edelgin.

Salzburger Getreidebrand ist die Basis und dazu kommen neben Wacholder noch 22 andere Kräuter, Gewürze, Blüten und Früchte. Alpenrosenblätter sind mit dabei, ebenso Mehlbeere, etwas Vogelbeere, Limonenzeste und vieles mehr. Eine fein abgestimmte Mischung, die zwei Mal in der nur 150 l fassenden Kupferbrennblase aus dem Jahre 1947 destilliert und händisch abgefüllt wird. Großhersteller, die mehrere tausend Liter auf einmal brennen, können angesichts derartiger Mengen wohl nur lachen.

Kein Wunder, dass sich der 43-prozentige Gin aus dem Hause Guglhof bei nationalen und internationalen Gin-Degustationen sofort im Spitzenfeld wiederfand. So verlieh das Profitestteam von „Brand News“ das Maximum von 5 Sternen und schwärmte über einen weichen und zugleich saftigen Gin mit einem ausgewogenes Bukett aus Zitrus- und feinen, süßlichen Gewürznoten sowie einer schönen Wacholdernase mit facettenreichem Duft nach wilder Natur.

Da die Zutaten primär aus Wildsammlung in weitgehend unberührter Natur stammen, wurde der Gin in einem kleinen Wortspiel als VIR-GIN getauft und das speziell entwickelte Logo vom österreichischen Patentamt hochoffiziell als Wortbildmarke registriert.

Dennoch flatterte alsbald das Schreiben einer Anwaltskanzlei des multinationalen Virgin-Konzerns in den Guglhof. Die Marke Virgin sei international in jeder Hinsicht geschützt und das Produkt vom Markt zu nehmen. Ob dies tatsächlich durchsetzbar gewesen wäre, sei dahin gestellt. Ein langwieriger, internationaler Rechtsstreit gegen eine Armada von Anwälten ist für einen Familienbetrieb aber kaum lohnenswert.

Man einigte sich daher darauf, die abgefüllte VIR-GIN-Lagerbestände aufzulösen. Die 70 cl-Flaschen sind bereits vergriffen und die restlichen 35 cl zu Sammlerobjekten geworden. Für Genießer aber kein Problem: Der umgetaufte GIN ALPIN unterscheidet sich nur am Etikett, nicht im edlen Inhalt. Sir Richard Branson wäre jedenfalls gut beraten gewesen, den Salzburger Gin selbst zu verkosten. Vielleicht hätte er ihn dann für die First Class seiner Virgin-Fluglinie geordert. So wie dies die Lufthansa mit dem Alte Birne Fassgereift Jahrgangsbrand 2003 aus dem Hause Guglhof bereits erfolgreich getan hat.

Brennerei Guglhof, Davisstraße 13, 5400 Hallein bei Salzburg, Tel. 0043/(0) 6245/80621, www.guglhof.at (Brennerei Guglhof)



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