18. April 2013, Bayerischer Wald

Die Glastradition des Bayerischen Waldes

„Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, 5 Teile Kreide – und du erhältst Glas“. Vor über 2 700 Jahre fand man dieses „Rezept“ in der Keilschrift-Bibliothek eines assyrischen Königs. Stolze 700 Jahre zurück reicht auch die Glastradition des Bayerischen Waldes. Ihren Ursprung fand sie damals im Bestreben mächtiger Grundherren, die entlegenen Urwälder, die weder für eine Besiedelung noch für landwirtschaftliche Bewirtschaftung in Frage kamen, gewinnbringend zu nutzen. Da neben dem Rohstoff Holz auch Quarz und Wasser zur Genüge verfügbar waren, entstanden entlang der bayerisch-böhmischen Grenze zahlreiche Waldglashütten.

Seit dieser Zeit hat das Glas die Menschen und das Leben in der Region geprägt und ist bis heute ein Qualitätsprodukt, das in der ganzen Welt bekannt ist. Bei alledem hat der transparente Werkstoff seine Geheimnisse und Möglichkeiten noch immer nicht vollständig preisgegeben. An der „Europäischen Hochschule“ der Glasmacherkunst in Zwiesel forschen Glasbläser und Ingenieure, Wissenschaftler und Techniker seit über 100 Jahren an innovativen technischen Einsatzgebieten, besseren Schmelzmixturen oder frischen Formen und Farben. Gelegenheit, einen Blick in die gläserne Welt von morgen zu werfen, haben Interessierte beim Tag der Offenen Tür der Glasfachschule Zwiesel am 25. März von 10 bis 16 Uhr. Zukunftsweisendes in Sachen Glas erarbeiten auch die angehenden Glasbautechniker des Berufsschulzentrums Vilshofen. Für ihr von Glas geprägtes Gebäude und die interessanten Glasobjekte, die einen außergewöhnlichen Beitrag zur ostbayerischen„Glasstraße“ darstellen, wurde die Berufsschule 2012 mit dem Glasstraßenpreis des Tourismusverbands Ostbayern ausgezeichnet. In Zwiesel, der inoffiziellen Hauptstadt des Glases, zollt man aufstrebenden Glaskünstlern alle zwei Jahre mit dem „Zwieseler Kölbl“ Respekt. Der Europäische Nachwuchsförderpreis für Glaskunst ist auch 2013 mit einer Internationalen Glaskunstausstellung vom 10. August bis 3. Oktober 2013 in der ehemaligen Mädchenrealschule verbunden. Doch auch der facettenreichen Vergangenheit des schillernden Werkstoffes begegnet man entlang der 250 Kilometer langen Ferienstraße zwischen Neustadt a. d. Waldnaab und Passau vielerorts. Zum Beispiel im Glasmuseum Passau mit der weltweit größten Sammlung an böhmischen Glas, im Glasmuseum Frauenau, wo man das Leben und Arbeiten mit Glas aus Sicht der Glashüttenleute erlebt, oder in Neustadt, der „Stadt des Bleikristalls“, wo im Stadtmuseum Kunstwerke aus gläsernem Gold einen Eindruck von der Kunstfertigkeit der Glasmacher vermitteln. Informationen: www.glasfachschule-zwiesel.de, www.creativpartner.com/vilshofen, www.glastage.zwiesel.de, www.glasmuseum.de, www.glasmuseum-frauenau.de, www.dieglasstrasse.de. (TVB Ostbayern)



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