8. Mai 2010, Polen

Goldberg lädt Meisterschaft im Goldwaschen

Moderne Goldgräber zieht es in den Südwesten Polens. Im niederschlesischen Städtchen Złotoryja (Goldberg), wo schon im 13. Jahrhundert Glücksritter nach den begehrten Nuggets suchten, treffen sich Ende Mai wieder Abenteuerlustige aus vielen Ländern zur Meisterschaft im Goldwaschen. Nur eine gute Autostunde entfernt empfängt das ehemals größte Goldbergwerk Polens seine Besucher. In dem Schaustollen von Złoty Stok (Reichenau) kann man neben Gnomen und einem Arsenlabor auch Polens einzigen unterirdischen Wasserfall erleben.

Zwar wird in der Gegend um das ehemalige Goldberg in Niederschlesien heute hauptsächlich Basalt abgebaut, der Untergrund birgt aber nach wie vor noch den einen oder anderen Goldbrocken. In früheren Jahrhunderten war der Katzbach (Kaczawa) so etwas wie der Klondyke von Niederschlesien. Bereits im 9. und 10. Jahrhundert wussten die hier ansässigen Trzebowianen um das Edelmetall und wuschen es aus dem schlammigen Sediment der Flüsse und Bäche heraus. Im 13. Jahrhundert schufen deutschsprachige Siedler hier die ersten Goldbergwerke.

Die letzte Mine schloss 1928, doch touristisch stehen im heutigen Złotoryja alle Zeichen wieder auf Gold. Zum Beispiel im Goldmuseum der Stadt, in dem man einen kleinen Einblick in die goldene Vergangenheit der Stadt und Region erhält. Wer möchte, kann in diese auch im wahrsten Sinne des Wortes eintauchen. Der Aurelia-Stollen erzählt die jahrhundertealte Geschichte des Gold-Bergbaus. Er liegt unweit des Stadtzentrums und kann in der Zeit von Mai bis September besichtigt werden. Wer selbst einmal fündig werden will, der ist bei der Goldgräber-Bruderschaft von Złotoryja genau richtig. Sie gehört der Weltorganisation der Goldwäscher an und richtet bereits seit 1994 jährlich die Internationalen Polnischen Meisterschaften im Goldwaschen aus.

Vom 28. bis 30. Mai werden sich wieder einige Hundert Glücksritter aus Polen und anderen Ländern am niederschlesischen Klondyke treffen und Tausende ihnen beim Goldwaschen zuschauen. Die Regeln dafür sind genau festgelegt. Jeder Teilnehmer erhält eine bestimmte Menge Sand und muss möglichst schnell die darin enthaltenen winzigen Goldblättchen heraussieben. Eröffnet wird die Meisterschaft mit einem Umzug durch die Stadt, die von den Mitgliedern der Bruderschaft in ihren mittelalterlichen Gewändern angeführt wird.

Rund 100 km entfernt von Złotoryja, nahe der Grenze zu Tschechien, liegt Złoty Stok. Die Geschichte dieser niederschlesischen Kleinstadt ist ebenfalls eng mit dem glänzenden Edelmetall verbunden. Schon 2000 v. Chr. suchte man dort nach Gold. Im 16. Jahrhundert gehörte das ehemalige Reichenstein zu den größten und bedeutendsten Goldminen Europas. Namhafte Kaufleute wie die Fugger oder Welser besaßen hier Förderanlagen. Später gewann man hier auch Arsen. Erst Anfang der 1960er Jahre wurde die Goldmine geschlossen.

Heute kann man in Złoty Stok eines der interessantesten Bergwerksmuseen von Polen besichtigen. Der Stollen Gertrude hat seinen Namen von einer Bergmannswitwe, die sich auf eigene Faust auf die Suche nach ihrem verschütteten Ehemann machte und nie wiederkehrte. Verirrten Bergleuten soll sie fortan als guter Geist erschienen sein und den rechten Weg ins Freie gewiesen haben. Den goldenen Schatz des Berges hüten der Legende nach als Gnome wiederkehrende Seelen verunglückter Bergleute. Gertrude und die Gnome soll man zuweilen noch heute bei der Besichtigung des Goldbergwerks antreffen. Neben dieses illustren Figuren birgt der Stollen aber auch ganz handfeste Exponate zur Historie der Gold- und Arsengewinnung, wie beispielsweise ein voll eingerichtetes Alchimistenlabor oder einen Schmelzofen.

Weitere Attraktionen des Goldbergwerks sind eine Fahrt auf einem unterirdischen Fluss und der Besuch von Polens einzigem unterirdischen Wasserfall im Schwarzen Stollen. Besuchergruppen können darüber hinaus zahlreiche weitere Abenteuer erleben. So werden nächtliche Touren im Fackelschein organisiert, oder man kann sich gemeinsam 15 Meter tief in den Stollen Emanuel abseilen und dort durch das Wasser waten. Natürlich kann man sich auch im Goldwaschen messen. Wer sich in Złoty Stok unter die Erde begibt, sollte sich warm anziehen, die Durchschnittstemperatur liegt während des gesamten Jahres bei etwa 7 Grad Celsius.

Informationen:
Informationen über die Goldgräberstadt Złotoryja finden sich unter www.zlotoryja.pl. Dort gibt es auch Informationen über das Goldmuseum und die Goldmine Aurelia. Die Website der Bruderschaft lautet www.pbkz.bbk.pl Auskünfte über Złoty Stok unter www.zlotystok.pl und über das dortige Goldbergwerk unter www.kopalniazlota.pl Allgemeine Auskünfte über Reisen nach Polen erteilt das Polnische Fremdenverkehrsamt in Berlin, www.polen.travel (Polnisches Fremdenverkehrsamt)



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