11. Mai 2010, Afrika, Deutschland

Interkulturelles Projekt „Schlage kein Kind“

Sie sind weltweit erfolgreich, leben in Deutschland und sind gebürtige Nigerianer: Der Maler Chidi Kwubiri und der Musiker Ade Bantu. Gemeinsam mit drei weiteren nigerianischen Künstlern haben sie das interkulturelle Projekt „Whip no child“ (Schlage kein Kind) auf die Beine gestellt. Denn Gewalt gegen Kinder ist in Nigeria und vielen anderen Staaten dieser Welt allgegenwärtig.

Auch der Maler Kwubiri mußte als Kind leidvolle Erfahrungen mit Gewalt machen. Mit dieser eigenen, authentischen Erfahrung und der Blickweise eines international erfahrenen Künstlers will er nun das Leid geprügelter Kinder in die öffentliche Diskussion ihrer Heimat bringen.

In Lagos, der Hauptstadt Nigerias, veranstaltete Kwubiri mit der Künstlergruppe an fünf Schulen Workshops zum Thema Körperzüchtigung. So malten Schulkinder zwischen 8 und 13 Jahren dort ihre eigenen Erfahrungen mit der Prügelstrafe. Und sie zeigten ihre Narben und diskutierten mit den Künstlern über die Folgen von körperlicher Gewaltanwendung.

Mit in das Projekt wurden die Lehrer vor Ort einbezogen. Hier mussten die Künstler in langen Diskussionen erst einmal grundlegende Überzeugungsarbeit leisten. Obwohl körperliche Züchtigung von Schülern auch in Nigeria nicht erlaubt ist, tragen alle Lehrerinnen und Lehrer immer einen Stock bei sich. „Mobiltelefon und Stock“ so Chidi Kwubiri, „hat jeder Lehrer immer in der Hand“. Besonders anstrengend war es für Kwubiri, mit dem Vorurteil nigerianischer Lehrer aufzuräumen, Kinder zu prügeln gehöre in Afrika zur „kulturellen Eigenart“.

Nach Abschluss der Workshops fand eine internationale Präsentation im Lagos Civic Center statt. Dort wurden ausgewählte Bilder der Schüler ausgestellt, aber auch Kunstwerke der Künstler. So entstand ein internationales multi-mediales Ereignis aus Bildern, Fotos, Videos und Musik mit großer Resonanz in Nigeria und seitens lokaler und internationaler Medien.

Organisiert wurde die gesamte Initiative ehrenamtlich in Köln von der Kunstmanagerin Elissavet Hasse. Sie kümmert sich auch um Unterstützung für das Projekt. Mit dabei waren u.a. die „Gesellschaft für technische Zusammenarbeit“ (GTZ), das Goethe-Institut in Lagos oder das Kulturamt der Stadt Köln. Mit der gut besuchten Ausstellung und der internationalen Medienaufmerksamkeit ist Hasse sehr zufrieden.

Jetzt soll das Projekt mit Workshops und anschließender Ausstellung in Köln fortgesetzt werden. Denn „Gewalt ist auch in deutschen Schulen ein großes Thema“, so Elissavet Hasse, „auch wenn diese dort andere Ursprünge und andere Auswirkungen hat.“ (Whip no child)



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