4. August 2010, Ostbayern

„Oberpfälzer Karpfen“ als echte Marke

Ein Karpfen ist nicht einfach ein Karpfen. Trägt ein solcher Fisch nämlich die Bezeichnung „Oberpfälzer Karpfen“, ist er eine echte Marke, die für naturnahe Aufzucht und Haltung in heimischen Teichen sowie beste Qualität steht. Als einzige Region in ganz Bayern darf sich das Fischland Oberpfalz mit dem Prädikat „geschützte geographische Angabe“ schmücken.

Speisekarpfen aus der Oberpfalz
Vom einem Prädikat kann man natürlich nicht abbeißen. Vom Oberpfälzer Karpfen hingegen schon – sein köstlicher Geschmack ist nicht nur bei den Einheimischen gern genossen. Rund ein Viertel der Speisekarpfen, die jährlich in der Bundesrepublik gezüchtet werden, stammt aus der Oberpfalz. In rund 4.000 Natur belassenen Teichen, auf einer Fläche, die zweieinhalb Mal so groß ist wie der Tegernsee, wachsen jedes Jahr 2.800 Tonnen des leckeren und gesunden Speisefisches heran. Bis er mit einem Gewicht von 1,5 bis 2 Kilogramm in der Pfanne landet, dauert es in der Regel drei Jahre. Wegen der guten Aufwachsbedingungen und Ernährung ist seine Qualität seit Jahrhunderten gleichbleibend hoch. Das Fleisch ist mager und fest und besitzt einen besonders hohen Vitamingehalt. Ernährungswissenschaftler bescheinigen dem Oberpfälzer Karpfen, dass er ein guter Lieferant für Omega-3-Fettsäuren ist und damit die Anfälligkeit für Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vermindert. Sein Eiweiß kann vom Menschen gut und schnell verwertet werden, weshalb er nur selten schwer im Magen liegt.

Karpfen auf der Speisekarte
Darüber hinaus ist der Karpfen ein kulinarischer Alleskönner. Ob gebraten, gebacken oder blau, in Aspik oder geräuchert: Es gibt viele und interessante Zubereitungen. Wie wäre es zum Beispiel mit Karpfenmousse oder Karpfensushi? Mit einem „Karpfen im Bierteig“ oder einem „Karpfen in Preiselbeer-Meerettichsahne mit Petersilienkartoffeln“? – Kreative Fischköche ermöglichen ganz neue Geschmackserlebnisse, daneben stehen immer auch die Klassiker auf der Speisekarte. Mit seinem nussigen Geschmack und seinem festen Fleisch mundet der Oberpfälzer Karpfen in allen Variationen. Testen kann man sie in der Zeit von September bis April – traditionell konzentriert sich die Karpfenzeit auf die Monate mit einem „r“ im Namen – in vielen gemütlichen Gastwirtschaften oder auf den fröhlichen Fischerfesten, die im Zusammenhang mit dem Abfischen der Teiche im Herbst gefeiert werden. Eine Auswahl von Lokalen, die den Oberpfälzer Karpfen als Schmankerl zubereiten, findet man in der Broschüre „Gastliche Oberpfalz – was Sie über den Karpfen wissen wollten“, kostenlos zu bestellen beim Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald (www.oberpfaelzerwald.de).

Die Karpfen-Geschichte
Was den Fisch-Esser freuen dürfte: Der Oberpfälzer Karpfen ist heutzutage im Vergleich deutlich billiger als noch vor 500 oder 600 Jahren. Im 15. Jahrhundert, der ersten Blütezeit der Oberpfälzer Karpfenteichwirtschaft, war der Fisch so beliebt, dass man für ein Pfund Karpfen den Gegenwert von 70 Pfund Getreide erzielen konnte. Der Fischverkauf war in dieser Zeit zum Teil einträglicher als der Handel mit Fleisch. Ihren Anfang genommen hatte die Teichwirtschaft in der Oberpfalz bereits im 11. Jahrhundert.

Ausgehend vor allem vom Zisterzienserkloster Waldsassen begannen die Menschen damals, frisch gerodete Waldflächen durch den Überstau mit Wasser für die Fischzucht zu nutzen. Zahlreiche Weiher entstanden. Aufgrund ihrer besonderen geographischen und klimatologischen Bedingungen ist die Oberpfalz als Fischland prädestiniert. Die leicht sauren Böden und die vergleichsweise niedrigen Temperaturen ermöglichen eine extensive Bewirtschaftung und bedingen ein langsameres Wachstum der Fische und ihr entsprechend mageres und festes Fleisch. Der Dreißigjährige Krieg und die Säkularisation ließen die Nachfrage nach Fisch sinken, erst im 20. Jahrhundert erlebte die Fischzucht in der Oberpfalz eine Renaissance. Heute zählt das Fischwirtschaftsgebiet „Karpfenland Mittlere Oberpfalz“ mit einer genutzten Teichfläche von ca. 870 Hektar zu den größten extensiv genutzten Teichgebieten der Bundesrepublik. Neben dem Karpfen werden hier zahlreiche weitere exzellente Speisefische wie Zander, Hecht und Stör gezüchtet.

Im Land der tausend Teiche
Doch nicht nur dem Gaumen, auch den anderen Sinnen schmeichelt das „Land der tausend Teiche“. Mit seinen sattgrünen Wiesen, den ausgedehnten Wäldern und den vielen Flüssen, Seen und Weihern ist es eine wunderschöne Urlaubsregion für Wanderer, Radfahrer und Wassersportler.

Das naturschutzfachliche „Herzstück“ des Fischwirtschaftsgebiets ist das Charlottenhofer Weihergebiet. Mit einer Fläche von ca. 833 Hektar ist es derzeit das zweitgrößte Naturschutzgebiet der Oberpfalz. Insbesondere wegen der Bedeutung für die Vogelwelt als Brut-, Nahrungs-, Rast- und Überwinterungsgebiet hat es nationale Bedeutung. Die Beziehungen zwischen den Fischen, dem Wasser als deren Lebensraum und der herrlichen Landschaft werden zum Beispiel auf dem 120 Kilometer langen Fischlehrpfad im Oberpfälzer Seenland deutlich. Auf 24 Standorte verteilt informieren 50 Lehrtafeln rund ums Thema Fisch. Historisches und Kulinarisches übers Fischland Oberpfalz offenbart eine thematische Führung in Schwandorf (www.schwandorf.de), mit der Geschichte der Teichwirtschaft und der Aufzucht verschiedener Fischarten beschäftigen sich Gruppenführungen mit Weiherwanderung und Verköstigung beim Fischzuchtbetrieb Schießl. (Info: Tel. 09435/2335).

Weitere Informationen: Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald, Landkreis Tirschenreuth, Mähringer Straße 7, 95643 Tirschenreuth, Tel. 09631/88223, www.oberpfaelzerwald.de, www.erlebniswochen-fisch.de. (TV Ostbayern e.V.)



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