22. August 2011, Krakau (Kraków)

Erster unterirdischer Kurort in Polen

Seit Kurzem darf sich das südlich von Kraków (Krakau) gelegene Salzbergwerk Wieliczka offiziell als erster unterirdischer Kurort Polens bezeichnen. Das polnische Parlament hatte zuvor das Gesetz über Heilbäder so abgeändert, dass es auch Kureinrichtungen unter der Erde ermöglicht. In dem mehr als 700 Jahre alten Salzbergwerk werden schon lange Reha-Maßnahmen organisiert.

Wieliczka ist das älteste noch funktionierende Salzbergwerk Europas und als UNESCO-Welterbe geschützt. Seit mehr als 700 Jahren wird dort Salz abgebaut. Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nutzte man das Salz von Wieliczka für Kuren. 1839 entstand dort die erste Badeanstalt und bald darauf ein Kurpark. Mit Solebädern, Salzschlamm und Mineralwasser aus der Umgebung wurden zahlreiche Erkrankungen therapiert. Doch nur wenige Jahre später begann mit dem Tod des Gründers, Dr. Feliks Boczkowski, der Niedergang des Kurbetriebs.

Erst ein Jahrhundert später, 1958, startete Prof. Mieczysław Skulimowski einen neuen Anlauf. Auf seine Initiative entstand das erste unterirdische Sanatorium. Skulimowski hatte festgestellt, dass Bergleute, die in Wieliczka unter Tage arbeiteten, sehr viel seltener unter Asthma litten als andere Patienten, die über Tage tätig waren. Probeweise schickte er einige Asthma-Patienten in die Tiefe und stellte fest, dass sich ihr Leiden verringerte. Offenbar wirkte sich die salzhaltige und sehr saubere Luft unter Tage in Verbindung mit anderen Faktoren wie konstanter Temperatur, bestimmter Luftfeuchtigkeit und der Ruhe förderlich auf den Gesundheitszustand aus.

Seitdem nutzten bereits viele Tausend Patienten die neue Subterranotherapie in den Tiefen von Wieliczka. Allein im ersten Halbjahr 2011 zählte das 135 Meter unter der Erdoberfläche gelegene Reha-Zentrum in den Kammern Wessel-See und Ostberg-Stall mehr als 1.000 Gäste, darunter auch viele aus dem Ausland. Behandelt werden hier vor allem Atemwegserkrankungen aber auch Allergien. Der Heilwert ist bereits seit 1970 offiziell anerkannt. In diesem Jahr erhielt die Heilanstalt das ISO 9001-Siegel für ihr Qualitätsmanagement-System im Gesundheitswesen. Nach der Parlamentsentscheidung soll nun der Kurbetrieb in Wieliczka noch ausgeweitet werden. So sollen in der benachbarten Drachen-Kammer weitere Angebote wie Inhalationen, Physiotherapie und Unterwassermassagen im Solebecken entstehen.

Per Schacht fahren die Patienten in das unterirdische Sanatorium ein. Es gibt Tageskuren, bei denen die Patienten täglich 6,5 Stunden in der Salzkammer verbringen und über Tage schlafen – wahlweise im luxuriösen 4-Sterne-Hotel Grand Sal oder dem einfacheren Gästehaus Salzmühle. Daneben besteht die Möglichkeit zu Ganztages-Kuren, bei denen man insgesamt elf Tage und Nächte unter Tage verbringt. In den unterirdischen Kammern werden Kurse zur Atemtherapie und physiotherapeutische Angebote unterbreitet. Neben diesen Kuraufenthalten werden auch siebentägige Gesundheitsferien zum Stressabbau angeboten. Sie umfassen fünf Tagesprogramme und eine Übernachtung unter Tage.

Wieliczka ist nicht nur das ungewöhnlichste Kurbad Polens, sondern auch eine der größten Touristenattraktionen des Landes. Auf einer 2,5 km langen Touristenroute können die schönsten unterirdischen Kammern besichtigt werden. Die Bergleute haben im Laufe der Jahrhunderte aus dem Salz prachtvolle Säle geformt und mit zahlreichen Skulpturen geschmückt. Schönste der 20 Kammern ist die Kapelle der Heiligen Kinga, deren gesamte prachtvolle Ausstattung aus Salz besteht. In den ersten sieben Monaten des Jahres zählte Wieliczka mehr als 600.000 Besucher aus dem In- und Ausland, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. (FVA Polen)



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